Kate Shepherd: Geometrie und Farbe im Dialog

Lisbeth Thalberg Lisbeth Thalberg
Kate Shepherd, Light Yellow for Anees, 2024. Oil and enamel on panel, 52 x 46 in (132.1 x 116.8 cm).

In der Galerie Lelong & Co. in New York entfaltet sich derzeit eine faszinierende Welt aus Linien, Formen und Farben. Die renommierte Künstlerin Kate Shepherd präsentiert in ihrer Einzelausstellung „ABC and sometimes Y“ eine beeindruckende Sammlung neuer Werke, die ihre langjährige Auseinandersetzung mit Abstraktion und perspektivischem Raum auf innovative Weise fortführen.

Beim Betreten der Hauptgalerie wird der Besucher sofort von einer großformatigen, ortsspezifischen Wandmalerei in den Bann gezogen. Shepherd nutzt hier verschiedene Farbtöne, um die Illusion sich überlappender, transparenter Formen zu erzeugen. Die Konstruktion impliziert einen dreidimensionalen Raum auf einer einzigen Wand – flache Farben, die übereinander geschichtet sind, erzeugen Tiefe, wo sie sich scheinbar umkreisen und überschneiden. Die emotionale Wirkung der Farbe entfaltet sich in diesem Wandbild besonders eindrucksvoll, dessen monumentaler, horizontaler Maßstab den Betrachter sowohl zeitlich als auch räumlich einbezieht.

In einer Auswahl von Gemälden auf Aluminiumplatten, die in Email und Öl ausgeführt sind, malt Shepherd ihre Konstruktionen – diagrammartige Konfigurationen linearer Formen – in dünnen schwarzen und weißen Linien auf glatte, reflektierende Oberflächen. Diese sind in einer Vielzahl von Farben gehalten, die von Pastellrosa über leuchtendes Gelb bis hin zu Schwarz und Weiß reichen. Shepherds Farbwahl wird dabei von ihrer intuitiven emotionalen Reaktion auf jede einzelne Komposition bestimmt, wodurch eine Beziehung zwischen Farbe und Form evoziert wird.

Die glänzende Oberfläche der Emailgemälde reflektiert ihre Umgebung und versetzt das Gemälde in einen fortwährenden, dynamischen Dialog mit seinen Betrachtern und der Umgebung. Diese Werke präsentieren völlig neue Konstruktionen, die von Hand auf Shepherds Bildebenen gerendert wurden und unterschiedliche Grade von Stabilität und Spannung vermitteln – wie Skulpturen aus durchsichtigen Ebenen.

In einer Serie von Aquarellen, die in der kleinen Galerie zu sehen sind, werden monochrome flächige Formen in kontrastierenden Tönen dargestellt, um ein Gefühl von Bewegung und Dynamik zu erzeugen. Shepherds Hintergrund in der figurativen Malerei zeigt sich in der Aufmerksamkeit für naturalistische Schwerkraft und glaubwürdigen Raum.

Über die gesamte Galerie verteilt sind großformatige, bemalte Sperrholzskulpturen zu sehen, die einen Dialog mit den ausgestellten Gemälden führen. Die Skulpturen spiegeln das Lexikon wider, das Shepherd in den gemalten Werken entwickelt, und offenbaren die Logik hinter der Linienführung. Das Konzept für diese Skulpturen entstand aus Experimenten im kleineren Maßstab vor acht Jahren und begann mit Formen, die als Nebenprodukte von Arbeiten auf Papier entstanden.

Kate Shepherds „ABC and sometimes Y“ ist eine Ausstellung, die die Grenzen zwischen Malerei und Skulptur, zwischen Zweidimensionalität und Dreidimensionalität, geschickt verwischt. Sie lädt den Betrachter ein, in eine Welt einzutauchen, in der geometrische Präzision auf emotionale Farbgebung trifft und architektonische Logik den Raum für künstlerische Intuition öffnet.

Die Ausstellung ist ab dem 7. September 2023 in der Galerie Lelong & Co., New York, zu sehen.

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