Die Plansequenz (Einzeleinstellung, Long Shot) ist eine Sequenz, die in einer einzigen Einstellung gedreht wird. Das bedeutet, es gibt keine Schnitte oder Unterbrechungen in der Aufnahme. Diese Technik wurde relativ selten angewandt, da sie kostspielig in der Produktion ist und selbst der kleinste schauspielerische Fehler die gesamte Aufnahme ruinieren und eine Wiederholung des gesamten Prozesses erfordern kann.
„Adolescence“ ist eine Serie, die auf diesem Prinzip basiert: Eine Serie, die in mehreren Plansequenzen gedreht wurde, um die Dramatik der Situation zu verstärken. Netflix bringt dieses Experiment ins Fernsehen, unter der Leitung der Serienschöpfer Stephen Graham und Jack Thorne sowie des Regisseurs Philip Barantini, der auch den Film „Boling Point“ aus dem Jahr 2021 (ebenfalls mit Stephen Graham in der Hauptrolle) inszenierte, der gerade wegen der Dramatik einer einzigen Plansequenz Aufmerksamkeit erregte.
Handlung
Eine Spezialeinheit der Polizei dringt gewaltsam in ein Haus ein und verhaftet einen dreizehnjährigen Jungen. Jamie Miller (Owen Cooper) wird wegen der brutalen Messerstecherei an seiner Klassenkameradin Katie festgenommen. Im Verlauf der Geschichte werden wir in das Auge des Sturms gezogen und erleben die Schockwellen, die sich durch Jamies Familie, die Gemeinschaft und das Justizsystem ausbreiten.

Über die Serie
Die Serie hat viele Ähnlichkeiten mit dem bereits erwähnten Film („Boling Point“) und nutzt diese narrative Formulierung, um die Dramatik der Situationen noch weiter zu verstärken: Die Schauspieler dürfen nicht versagen, die Kameraleute müssen aufmerksam sein, und alles muss bei den Dreharbeiten perfekt ablaufen. Maximale Spannung innerhalb und außerhalb des Sets für dieses Netflix-Experiment.
„Adolescence“ gelingt sehr gut auf narrativer Ebene: Es hat ein exzellentes Drehbuch und besticht vor allem durch die Darstellung des jungen Owen Cooper und des erfahrenen Stephen Graham, einem Spezialisten für dramatische Rollen. An seiner Seite spielt Ashley Walters den mit dem Fall betrauten Polizisten. Die Schauspieler sind perfekt und nehmen ihre Arbeit ernst. Es gelingt ihnen, ein vielschichtiges Porträt der Situation zu zeichnen: wie sich das Strafverfahren eines Minderjährigen entwickelt und welche familiären Umstände es auslöst.
„Adolescence“ ist vor allem ein Thriller, aber kein klassischer Thriller mit einer Abfolge von actiongeladenen Sequenzen: Er ist temporeich auf rhythmischer Ebene, aber das wahre Interesse der Handlung liegt im Realismus der Situation und in der Psychologie der Charaktere, die die eigentlichen narrativen Achsen sind, um die sich das Drehbuch dreht.
„Adolescence“ ist eine realistische, gleichzeitig dramatische und in Bezug auf das Tempo frenetische Serie. Es gelingt ihr, uns in die Situation zu versetzen und den Fall aus verschiedenen Blickwinkeln zu untersuchen: die Eltern, das Kind selbst, die Polizisten und der mit dem Fall beauftragte Anwalt. Eine detaillierte und gründliche Analyse der Umstände.
Und schließlich weiß sie das Publikum mit dem Haken zu fesseln: Hat dieser Junge den Mord begangen? Was ist wirklich passiert? Hier funktioniert die Serie auf klassische Weise, indem sie Spannung aufbaut und dem Publikum die Informationen häppchenweise präsentiert, um das Geheimnis zu erzeugen.
Unsere Meinung
Die Serie funktioniert in allen Aspekten: auf technischer, dramatischer, darstellerischer, drehbuchmäßiger Ebene und in der Regie, indem sie die Formel von „Boling Point“ ins Fernsehen überträgt.
Eine empfehlenswerte Serie, die, obwohl sie von einer bereits realisierten Idee ausgeht, Zuschauer überraschen wird, die nach etwas Neuem, Realistischem und vor allem sehr Dramatischem suchen.
Viel Vergnügen beim Anschauen!
Wo kann man „Adolescence“ sehen?
Die Besetzung




Faye Marsay
Christine Tremarco
Mark Stanley
Jo Hartley
Amelie Pease