Saif Azzuz: Kunst als Anklage gegen Landraub und Kolonialismus

08.07.2025, 00:18
Saif Azzuz at Blaffer Art Museum
Saif Azzuz at Blaffer Art Museum. Photography by Francisco Ramos

Houston – Eine neue Ausstellung im Blaffer Art Museum beleuchtet die komplexen und oft schmerzhaften Geschichten von Land, Wasser und Macht. Der Künstler Saif Azzuz stellt in seiner ersten musealen Einzelausstellung mit dem Titel „Keet Hegehlpa‘ (das Wasser steigt)“ die Privatisierung von natürlichen Ressourcen innerhalb kolonialer Systeme kritisch in Frage.

In einer beeindruckenden Bandbreite von Medien – von ortsspezifischen Installationen über Malerei bis hin zu Assemblagen – setzt sich Saif Azzuz (geb. 1987, Pacifica, Kalifornien) mit den Mythen und erfundenen Erzählungen auseinander, die das Land prägen, das wir heute als Houston kennen. Die Ausstellung ist eine tiefgreifende Untersuchung der Verdrängung indigener Völker und der Aneignung ihres Landes.

Historische Fiktionen und künstlerische Antworten

Ein zentraler Punkt in Azzuz‘ Arbeit ist die Auseinandersetzung mit historischen Dokumenten und Archiven. Er verweist beispielsweise auf Werbeanzeigen der Allen-Brüder aus dem frühen 19. Jahrhundert. Diese Darstellungen zeichneten ein idyllisches, europäisch anmutendes Bild der Region um den Buffalo Bayou, um Siedler zum Kauf und zur Besiedlung des Landes zu bewegen. Dabei wurde verschwiegen, dass es sich um das Land der Sana, Atakapa-Ishak, Akokisa und Karankawa handelte.

Azzuz reagiert auf diese „hergestellten Unwahrheiten“ und die daraus resultierende Kontrolle über gestohlenes Land mit kraftvollen visuellen Strategien. Seine Werke thematisieren die anhaltenden Versuche, indigene Gemeinschaften zu kontrollieren oder zu vertreiben, und stellen dem die unbezwingbare Lebenskraft aller Wesen – menschlicher und nicht-menschlicher – gegenüber.

Familie, Gemeinschaft und das Konzept des „Survivance“

Die Ausstellung ist auch ein kollaboratives Projekt. Gemeinsam mit seinen Familienmitgliedern Lulu Thrower, Elizabeth Azzuz, Viola Azzuz, Moya Azzuz und Colleen Colegrove schöpft der Künstler aus ökologischem Wissen, um Geschichten der Landbewirtschaftung und Praktiken der „Rematriation“ (der Rückgabe an die weibliche Linie) sichtbar zu machen.

Diese Herangehensweise knüpft an den Begriff der „Survivance“ des Anishinaabe-Schriftstellers Gerald Vizenor an – eine Verbindung aus Widerstand (resistance) und Überleben (survival). Es geht darum, nicht nur das Überleben zu sichern, sondern auch aktiv Widerstand gegen die Auslöschung der eigenen Kultur und Geschichte zu leisten.

Über den Künstler

Saif Azzuz ist eine aufstrebende Stimme in der zeitgenössischen Kunst. Er erhielt seinen Bachelor-Abschluss in Malerei und Zeichnung vom California College of the Arts und war Finalist für den renommierten SECA Award 2022 des SFMOMA. Seine Werke wurden bereits international ausgestellt, unter anderem im de Young Museum in San Francisco und in Galerien in Paris, New York und Denver.

Die Ausstellung „Keet Hegehlpa‘ (das Wasser steigt)“ ist noch bis zum 20. Dezember 2025 im Blaffer Art Museum zu sehen.

Saif Azzuz
Saif Azzuz. Photography by Chris Grunder

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