„Delhi Crime“ kehrt auf Netflix zurück: Einblicke in den Menschenhandels-Ring und das Psychoduell der dritten Staffel

Die Rückkehr des methodischsten Krimiformats im Fernsehen

Delhi Crime
Veronica Loop
Veronica Loop
Veronica Loop ist die Geschäftsführerin von MCM. Sie hat eine Leidenschaft für Kunst, Kultur und Unterhaltung.

Es gibt Serien, die man zum Zeitvertreib schaut, und es gibt Serien, die einen nicht mehr loslassen, die schwer wiegen. Delhi Crime gehörte schon immer zu dieser zweiten Kategorie. Dies ist kein gewöhnliches Polizeidrama; es ist ein dichtes, methodisches Fernsehereignis. Seit ihrem Debüt hat sie sich als eine einzigartige Kraft etabliert und wurde die erste indische Serie, die einen International Emmy Award als beste Dramaserie gewann.

Die Serie funktioniert als Anthologie von Kriminalfällen, bei der jede Staffel in einen realen Fall eintaucht, der das Gewissen der indischen Hauptstadt erschüttert hat. Die inzwischen ikonische erste Staffel war eine akribische Rekonstruktion der polizeilichen Ermittlungen nach der berüchtigten Gruppenvergewaltigung von Nirbhaya im Jahr 2012. Dieser Fall löste landesweite Proteste aus und erzwang eine Reform der Gesetze zu sexuellen Übergriffen. Die zweite Staffel konzentrierte sich auf die Verbrechen der berüchtigten Chaddi-Baniyan-Bande.

Trotz dieser unterschiedlichen Fälle bleibt der Anker der Serie derselbe: die Figur der Vartika Chaturvedi. Shefali Shah kehrt in ihrer Paraderolle für die dritte Staffel zurück, diesmal jedoch mit einer Beförderung, die alles verändert. Sie ist nicht mehr DCP (Deputy Commissioner of Police), sondern jetzt DIG (Deputy Inspector General of Police) Vartika Chaturvedi, die „Madam Sir“ im Zentrum eines noch größeren Sturms.

Die DNA von Delhi Crime wurde bereits in der ersten Staffel gefestigt, einem Projekt, das auf sechs Jahren Recherche in den Fallakten basierte. Das Ziel, so der ursprüngliche Schöpfer Richie Mehta, war nicht „die Darstellung des Bösen“, sondern ein Fokus auf „die Nachwirkungen und die Menschen, die damit umgehen“. Die Serie wollte „die Polizei menschlich darstellen“, die oft unterfinanziert und überlastet ist, und „Kontext sowie Katharsis bieten und eine schwierige Konversation eröffnen“. Das ist das Versprechen der Serie: Sie bietet keine Verfolgungsjagden oder glamourösen Schießereien, sondern eine Untersuchung der „menschlichen Widerstandsfähigkeit“ und der „emotionalen Belastung der Beamten“, die für Gerechtigkeit sorgen müssen. Die dritte Staffel scheint bereit zu sein, diesen Einsatz zu verdoppeln.

Das Kernteam kehrt zurück

Der emotionale Kern von Delhi Crime ist nicht nur der Fall, sondern auch das Vertrauensteam, das Vartika um sich schart. Das Chaos der neuen Verbrechen wird durch die Kontinuität ihres engsten Kreises ausgeglichen, und die dritte Staffel bringt das Kernteam zurück.

Neben Shefali Shah wird das Publikum die Rückkehr der Stützen der Serie erleben: Rasika Dugal als Neeti Singh und Rajesh Tailang als Inspector Bhupendra Singh. Die Welt des Reviers wird durch die Rückkehr von Ensemblemitgliedern wie Jaya Bhattacharya und Anurag Arora weiter gefestigt.

Aber eine Untersuchung dieser Größenordnung erfordert ein größeres Team. Die neue Staffel wird auch mehrere neue Gesichter in die Ermittlungen einführen, darunter Sayani Gupta, Mita Vashisht, Anshumaan Pushkar und Kelly Dorji, was auf eine Ausweitung des Falles hindeutet.

Die emotionale Wucht des Materials, ein zentrales Thema der Serie, scheint sowohl auf dem Bildschirm als auch abseits davon Realität zu sein. In kürzlich geführten Interviews sprach die Hauptbesetzung, darunter Shah, Dugal und Neuzugang Huma Qureshi, über die Strapazen der Produktion. Sie setzten sich für ein Arbeitsumfeld in der Branche ein, das „nicht ausbeuterisch“ ist. Shah äußerte sich besonders offen über die Kosten, die die Darstellung von Vartika mit sich bringt, und erklärte, dass sie nach so vielen Jahren nun sagen könne: „Ich muss nach Hause gehen.“

Sie erklärte die zermürbende Natur der Rolle: „Ich muss jeden Morgen mein Bestes geben… in einer Serie wie dieser gibst du alles, sie verzehrt dich.“ Diese Offenheit unterstreicht das Gewicht des Materials der Serie; die „emotionale Belastung“ ist nicht nur eine Anmerkung im Drehbuch, sondern ein realer menschlicher Preis für die Schauspieler, die diese Welt bewohnen.

Der neue Fall: Jenseits der Grenzen von Delhi

War die erste Staffel eine klaustrophobische Ermittlung, die auf eine Stadt beschränkt war, sprengt die dritte Staffel die Grenzen. Der offizielle Slogan der Staffel, der im Trailer enthüllt wurde, legt den Umfang fest: „Beyond reason, beyond borders. Ek aisa case jo har hadd paar karega“ (Jenseits der Vernunft, jenseits der Grenzen. Ein Fall, der alle Grenzen überschreiten wird).

Das zentrale Verbrechen dieser Staffel ist ein „erschreckendes Menschenhandels-Netzwerk“.

Dies ist keine lokale Operation. Die Erzählung reißt Vartika aus ihrem üblichen Zuständigkeitsbereich in Delhi heraus und stürzt sie in ein nationales Netzwerk. Die Ermittlungen weiten sich „über die Hauptstadt hinaus“ aus und verfolgen Spuren, die „von Delhi bis nach Assam und Rohtak“ reichen. Das Werbematerial beschreibt ein schreckliches System, „in dem Menschen wie Waren bewegt, Identitäten ausgelöscht und Leben gehandelt werden“.

Die Opfer dieses Rings sind „junge Frauen und Kinder“. Die Untersuchung deckt Muster auf, bei denen „junge Frauen unter dem Vorwand von Arbeitsversprechen verschwinden, zu Ehen gezwungen werden und Kinder und Frauen als Sklaven benutzt werden“.

Dies markiert eine signifikante Entwicklung in der Erzählweise der Serie. Staffel 1 war ein reaktives Verfahren: Ein schreckliches Verbrechen geschah, und Vartikas Team musste die Täter in einem Wettlauf gegen die Zeit finden. Staffel 3 hingegen zeichnet sich als eine proaktive Untersuchung einer riesigen Verschwörung ab. Die offizielle Zusammenfassung beschreibt, wie Vartika „die Zusammenhänge zwischen diesen Vermisstenfällen herstellt“. Sie löst nicht nur einen einzelnen Vorfall; sie deckt ein verborgenes „kriminelles Imperium“ auf, ein „System, das von Angst, Profit und Schweigen genährt wird“. Diese Verschiebung verwandelt die Serie von einem lokalen Polizeidrama in einen weitreichenden Verschwörungsthriller.

Eine neue Art von Gegnerin: Der Aufstieg von „Badi Didi“

Die erste Staffel konfrontierte Vartika mit anonymer Brutalität und systemischem Versagen. Die dritte Staffel gibt dieser Dunkelheit einen Namen und ein Gesicht. Huma Qureshi stößt zur Besetzung, jedoch nicht als Teil des Polizeiteams. Sie spielt die Hauptantagonistin der Staffel: „Badi Didi“.

Die offizielle Synopsis beschreibt sie mit spürbarer Furcht. Sie ist „die schwer fassbare Architektin des kriminellen Imperiums“, ein „Name, der in allen Städten geflüstert wird“. Sie ist „skrupellos, unsichtbar und immer einen Schritt voraus“.

Qureshi selbst hat die Natur der Figur unterstrichen. Bei der Vorstellung des Trailers beschrieb sie die Rolle mit den Worten: „Ich glaube, das wird vielleicht die dunkelste und widerlichste Figur meiner Karriere, und das meine ich im bestmöglichen Sinne“.

Diese Wendung personalisiert den Konflikt auf eine für die Serie neue Weise. Die offizielle Synopsis positioniert ihn ausdrücklich als ein „psychologisches Duell zwischen zwei Frauen, die sich weigern zu verlieren„. Dies ist nicht länger nur „Vartika gegen das System“; es ist jetzt „Vartika gegen Badi Didi“. Die Bühne ist bereitet für ein intensives Katz-und-Maus-Spiel zwischen zwei beeindruckenden Matriarchinnen – die eine darauf aus, das Gesetz aufrechtzuerhalten, die andere darauf, ein Imperium im Schatten zu führen.

Die reale Vorlage: Der Fall, der die Nation schockierte

Delhi Crime setzt seine Tradition fort, seine Erzählungen aus realen Ereignissen zu beziehen. Berichten zufolge wird der komplexe Fall von Menschenhandel der dritten Staffel durch eine einzige, herzzerreißende Entdeckung ausgelöst: „die Entdeckung eines ausgesetzten Babys“.

Diese Handlung ist von dem herzzerreißenden realen Fall von „Baby Falak“ aus dem Jahr 2012 inspiriert, ein Vorfall, der die Nation schockierte.

Die Fakten dieses realen Falles sind genau der Stoff, aus dem die DNA von Delhi Crime besteht. Am 18. Januar 2012 brachte ein 15-jähriges Mädchen ein zwei Jahre altes Kind, später als Falak bekannt, in das AIIMS Trauma Centre in Delhi. Die Ärzte waren entsetzt. Das Kind wurde mit einem „gebrochenen Schädel, gebrochenen Armen, menschlichen Bissspuren am ganzen Körper“ und „Wangen, die mit einem heißen Eisen gebrandmarkt waren“, eingeliefert. Ihr Kopf, so erfuhr man später, war „gegen eine Wand geschlagen“ worden.

Die Geschichte der Jugendlichen – das Baby sei aus dem Bett gefallen – wurde sofort verworfen. Was die polizeilichen Ermittlungen aufdeckten, war eine Tragödie des Menschenhandels. Falaks Mutter, Munni, war von Menschenhändlern „in eine zweite Ehe getrickst“ worden. Ihre drei Kinder wurden von ihr getrennt, „aufgeteilt“ und „von einem Erwachsenen zum nächsten gereicht“. Falak landete in der Obhut der Jugendlichen (berichten zufolge eine 14-jährige Sexarbeiterin), die, unfähig, sich um sie zu kümmern, sie folterte.

Trotz einer kurzen, wundersamen Genesung, die die Aufmerksamkeit des Landes auf sich zog, starb Baby Falak am 15. März 2012 an den Folgen eines Herzstillstands.

Dieser Fall ist das perfekte Beispiel dafür, warum Delhi Crime existiert. Der Missbrauch von Falak war kein Einzelfall; er war das Symptom eines massiven sozialen und systemischen Versagens. Er legte die Menschenhandelsnetzwerke offen, die ungestraft operierten. Während die erste Staffel einen Fall nutzte, um Frauenfeindlichkeit und Ungleichheit zu untersuchen, nutzt die dritte Staffel den Fall Falak als Einstiegspunkt, um das System zu untersuchen, das einen UN-Bericht dazu veranlasste, Indien als „den gefährlichsten Ort, um ein Mädchen zu sein“ zu bezeichnen. Eine damalige Schlagzeile über den Fall Falak fasste es zusammen: „Wer hat Baby Falak getötet? Das System… hat sich nicht genug gekümmert“. Jetzt wird Vartika Chaturvedi genau dieses System untersuchen.

Die Struktur der Ermittlung: Hinter den Kulissen

Die dritte Staffel bringt auch einige bedeutende Veränderungen hinter der Kamera mit sich. Während Richie Mehta die Serie schuf und die erste Staffel inszenierte, übernimmt Tanuj Chopra, der Regisseur der zweiten Staffel, nun die Rolle des Showrunners und Regisseurs für die dritte.

Das Drehbuch für die Staffel ist eine Gemeinschaftsarbeit eines Teams, zu dem Chopra, Mayank Tewari, Anu Singh Choudhary, Shubhra Swarup, Apoorva Bakshi und Michael Hogan gehören.

Eine bemerkenswerte Entwicklung in der Produktion ist die stärkere Einbindung des Stars. In der dritten Staffel ist Shefali Shah nicht nur als Hauptdarstellerin, sondern auch als ausführende Produzentin tätig, was auf eine tiefere Beteiligung an der Gestaltung der Erzählung der Serie und ihrer Figur hinweist.

Die Struktur der Staffel gibt ebenfalls Aufschluss über ihr Tempo. Die dritte Staffel wird aus sieben Episoden bestehen. Dies ist eine Rückkehr zum Format der ersten Staffel (die sieben Episoden hatte) und eine Erweiterung gegenüber der zweiten Staffel (die fünf hatte). Diese Entscheidung, zu einer längeren Staffel zurückzukehren, deutet auf eine bewusste Rückkehr zur erzählerischen Tiefe und dem methodischen Tempo der ersten Staffel hin. Ein landesweiter Fall von Menschenhandels-Verschwörung erfordert den erzählerischen Raum, den ein Sieben-Episoden-Format bieten kann, und verbindet so den Umfang von Staffel 1 mit der von Chopra in Staffel 2 etablierten Regie. Es wird erwartet, dass alle sieben Episoden gleichzeitig veröffentlicht werden, was den Zuschauern ein vollständiges und ununterbrochenes Eintauchen ermöglicht.

DIG Vartika Chaturvedi und ihr Team kehren zurück, um ein Netzwerk der Dunkelheit aufzudecken, das sich über das ganze Land erstreckt, und stehen vor einem Fall, der verspricht, sie über alle moralischen und beruflichen Grenzen hinauszuführen.

Die dritte Staffel von Delhi Crime startet am 13. November auf Netflix.

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