Während die Temperaturen sinken und sich die Kaufhäuser wieder einmal in winterliche Wunderländer verwandeln, verlagert sich der Kampf der Streaming-Dienste erneut auf die verschneite, nach Weihnachtsplätzchen duftende Landschaft der romantischen Weihnachtskomödien. Während das Genre oft als formelhafte Wohlfühlkost abgetan wird, fährt Netflix in dieser Saison mit My Secret Santa schwere Geschütze auf – ein Film, der voll auf einen raffinierten Twist und die unbestreitbare Starpower zweier der beliebtesten Fernsehdarsteller setzt.
Unter der Regie von Mike Rohl – einem Filmemacher, der nach dem massiven Erfolg der Prinzessinnentausch-Trilogie (The Princess Switch) praktisch eine Dauerstellung in diesem Genre innehat – bietet der Film eine Prämisse des Geschlechtertauschs, die wie ein festlicher Nachfahre von Mrs. Doubtfire oder She’s the Man wirkt. Doch unter dem hochwertigen Bart-Make-up und dem gepolsterten roten Anzug verbirgt sich ein Vehikel, das darauf ausgelegt ist, die riesigen, treuen Fangemeinden seiner Hauptdarsteller zu mobilisieren: Alexandra Breckenridge aus Virgin River und Ryan Eggold aus New Amsterdam.
Die Prämisse: Ein festlicher Schwindel
Die Erzählung dreht sich um Taylor Jacobson (Breckenridge), eine lebhafte alleinerziehende Mutter, die in einer schwierigen Wirtschaftslage kaum über die Runden kommt. Als ihre Tochter Zoey (gespielt von der Newcomerin Madison MacIsaac) einen Platz in einem prestigeträchtigen Snowboard-Camp ergattert, steht Taylor vor einer finanziellen Mauer, die sich durch keine Budgetplanung überwinden lässt. Die Lösung erscheint in Form einer saisonalen Stelle in einem luxuriösen Skiresort. Der Haken? Das Resort sucht einen Weihnachtsmann, und das Management besteht strikt auf einem „traditionellen“ Kandidaten – was in ihrem veralteten Handbuch bedeutet: ein Mann.
Not macht erfinderisch, und Taylor legt die volle Weihnachtsmann-Montur an – Bart, Bauch und Bariton –, um sich den Gehaltsscheck zu sichern. Die komödiantische Spannung steigt sofort, als sie auf Matthew Layne (Eggold) trifft, den charmanten, aber verklemmten General Manager des Resorts, der davon besessen ist, seinen Gästen das „perfekte“ Weihnachtserlebnis zu bieten. Während Taylor (in Verkleidung) zum beliebtesten Santa des Resorts seit Jahren avanciert und die Gäste mit einer Empathie gewinnt, die den vorherigen Weihnachtsmännern fehlte, beginnt sie sich auch als sie selbst in Matthew zu verlieben. Das Ergebnis ist ein chaotisches Liebesdreieck, an dem nur zwei Personen beteiligt sind.
Von Mel Monroe zu Sankt Nikolaus
Für Alexandra Breckenridge stellt My Secret Santa eine deutliche Abkehr von der emotionalen Schwere von Virgin River dar, dem Hit-Drama, das ihren Terminkalender in den letzten Jahren bestimmt hat. Bekannt für ihre Rolle als Mel Monroe, einer Krankenschwester, die im kalifornischen Redwood-Forest tiefen Trauer, PTBS und komplexe Romanzen bewältigt, nimmt Breckenridge hier die physische Komödie auf eine Weise an, wie sie das Publikum noch nie gesehen hat.
„Es geht wirklich darum, die Eitelkeit abzulegen“, bemerkte Breckenridge in einem kürzlich vom Studio veröffentlichten Werbeinterview. „Normalerweise macht sich die Hauptdarstellerin in diesen Weihnachtsfilmen Sorgen, in jeder verschneiten Einstellung perfekt auszusehen – der perfekte Mantel, die perfekte Frisur. Hier bin ich die Hälfte des Films unter drei Stunden Maske und Prothesen begraben. Es ist befreiend und erlaubte mir, mit einer Körperlichkeit und einer stimmlichen Bandbreite zu spielen, die normalerweise männlichen Charakterdarstellern vorbehalten sind.“
Brancheninsider, die erste Fassungen des Films gesehen haben, deuten an, dass Breckenridge die Absurdität des Films mit einem bodenständigen Charme trägt. Der Übergang vom dramatischen Anker zur Slapstick-Heldin ist ein kalkuliertes Risiko, das jedoch darauf ausgelegt scheint, ihre Bandbreite über das Melodram ihrer aktuellen Erfolgsserie hinaus zu erweitern. Es erfordert eine spezielle Art von schauspielerischem Muskel, romantische Sehnsucht zu vermitteln, während man einen synthetischen Bart trägt, doch Breckenridge gelingt dies Berichten zufolge mit überraschender Nuance.
Die Charmeoffensive von ‚New Amsterdam‘
Ihr gegenüber steht Ryan Eggold, der den Arztkittel von Dr. Max Goodwin gegen die maßgeschneiderten Wollmäntel eines High-End-Hoteliers tauscht. Eggold, der fünf Staffeln lang im NBC-Krankenhausdrama New Amsterdam fragte: „Wie kann ich helfen?“, bringt eine vertraute, tröstliche Wärme in die Rolle des Matthew.
Die Chemie zwischen Breckenridge und Eggold ist die wichtigste Währung des Films. Im gesättigten Markt der Weihnachts-Rom-Coms ist die Handlung oft zweitrangig gegenüber dem „Vibe“, und die Besetzung zweier Schauspieler, die Veteranen von „Slow-Burn“-TV-Romanzen sind, ist ein strategischer Schachzug von Netflix.
„Ryan hat diese unglaubliche Fähigkeit, ernsthaft zu sein, ohne kitschig zu wirken“, sagte Regisseur Mike Rohl. „Wir brauchten jemanden, der sich glaubwürdig auf menschlicher Ebene mit ‚Santa‘ verbinden kann, ohne dass das Publikum die Augen verdreht. Er behandelt die Figur des Weihnachtsmanns mit solchem Respekt, dass die Absurdität der Situation lustig wird, anstatt lächerlich. Er spielt den ernsten Gegenpart perfekt, was es Alexandra erlaubt, voll auf die Komik zu setzen.“
Eine Verbeugung vor der 90er-Jahre-Nostalgie
Der Film zapft auch eine tiefe Ader der 90er-Jahre-Nostalgie an, mit der Besetzung von Tia Mowry (Sister, Sister) als Natasha, einer Mitarbeiterin des Resorts und Taylors Vertraute. Mowry, selbst eine feste Größe im Weihnachtsgenre – mit zahlreichen Hauptrollen in Produktionen für Lifetime und Hallmark –, dient als Stellvertreterin für das Publikum. Ihr Charakter spricht die Ungläubigkeit über Taylors Plan aus, während sie hilft, das Geheimnis zu wahren, und sorgt so für die notwendige Erdung der eher farsesken Elemente der Handlung.
Die Evolution der „Streaming-Weihnacht“
My Secret Santa erscheint zu einem entscheidenden Zeitpunkt für Netflix. Die Plattform hat das letzte Jahrzehnt damit verbracht, den globalen Markt für Weihnachtsinhalte zu erobern, und sich dabei vom Erwerb von B-Movies im Hallmark-Stil hin zur Produktion von hochglanzpolierten Originalen mit A-List-Talenten und bedeutenden Budgets entwickelt.
Dieser Film repräsentiert die Stufe der „Prestige-Rom-Com“ in ihrer Strategie. Er konkurriert direkt mit großen Kinostarts und dem aggressiven Angebot an Urlaubsinhalten von Konkurrenten wie Hallmark+ und Disney+. My Secret Santa unterscheidet sich jedoch durch seinen etwas höheren Produktionswert und seinen Meta-Humor. Das Drehbuch, verfasst von Ron Oliver und Carley Smale, lehnt sich Berichten zufolge bewusst an die Lächerlichkeit des Tropus an. Es erkennt die Unmöglichkeit der Verkleidung an und bittet das Publikum, die Ungläubigkeit nicht nur um der Weihnachtsmagie willen auszusetzen, sondern um der Komödie willen.
Wird es ein Fest?
Die Reaktionen in den sozialen Medien auf den Trailer waren überwältigend positiv, insbesondere in den sich überschneidenden Fandoms der Hauptdarsteller. Der Film scheint bereit zu sein, vom Trend des „Cozy Viewing“ (gemütliches Fernsehen) zu profitieren, bei dem das Publikum nach Inhalten mit geringem Konfliktpotenzial und viel Wärme sucht, um dem Stress der Festtage entgegenzuwirken.
Ob der Film ein dauerhafter Klassiker wie Liebe braucht keine Ferien (The Holiday) oder Tatsächlich… Liebe (Love Actually) wird oder einfach nur als herrliche, verschneite Ablenkung dient, bleibt abzuwarten. Aber auf dem Papier erfüllt My Secret Santa alle Kriterien für einen saisonalen Hit: beliebte TV-Stars, ein luxuriöses Setting, eine geheime Identität und das Versprechen, dass bis zum Abspann alles mit einer perfekten roten Schleife verpackt sein wird.
My Secret Santa feiert seine weltweite Premiere auf Netflix am 3. Dezember.
