Glaube, Geld und Verbrechen: „The Believers“ kehrt mit einer hochriskanten zweiten Staffel zurück

The Believers
Molly Se-kyung
Molly Se-kyung
Molly Se-kyung ist Romanautorin sowie Film- und Fernsehkritikerin. Sie ist auch für die Rubrik "Stil" zuständig.

Das Spannungsfeld zwischen Glaube und Finanzen wurde selten mit solch zynischer Präzision – und gleichzeitig so unterhaltsamem Flair – erkundet wie in The Believers. Während sich die thailändische Erfolgsserie auf den Start ihrer mit Spannung erwarteten zweiten Staffel auf Netflix an diesem Donnerstag, den 4. Dezember 2025, vorbereitet, wappnen sich die Fans für eine Erzählung, die dunkler, komplexer und deutlich gefährlicher zu werden verspricht.

Als The Believers (lokal bekannt als Sathu) Anfang 2024 Premiere feierte, stürmte die Serie nicht nur die Netflix-Charts in Thailand, sondern löste eine nationale Debatte aus. Indem sie einen uralten buddhistischen Tempel wie ein scheiterndes Start-up behandelte, das dringend ein Rebranding benötigt, traf die Serie einen Nerv. Sie vermischte die scharfe Satire von Succession mit der existentiellen Verzweiflung von Ozark. Nun, fast zwei Jahre später, kehrt die Serie zurück und lässt die mühsamen Anfänge der Tempelrenovierung hinter sich, um in die schattigen Korridore der politischen Macht vorzudringen.

Mit dem weltweiten Start am 4. Dezember findet sich unser Trio aus unternehmerischen Anti-Helden – Win, Game und Dear – in einer Situation wieder, in der sie nicht mehr nur um ihre Zahlungsfähigkeit kämpfen, sondern um ihr nacktes Überleben.

Vom Start-up zum „Megaprojekt“

Die erste Staffel stellte uns drei junge Unternehmer vor, deren NFT-Geschäft kollabierte und sie mit einem Berg Schulden bei einem skrupellosen Kredithai zurückließ. Ihre Lösung war so genial wie sakrilegisch: Sie übernahmen einen heruntergekommenen Tempel, den Phummaram-Tempel, und wendeten moderne Marketingstrategien an, um den Glauben zu monetarisieren. Es war eine Geschichte über „buddhistische Ökonomie“ im digitalen Zeitalter, die hinterfragte, wo Hingabe endet und Ausbeutung beginnt.

Staffel 2 erhöht den Einsatz jedoch dramatisch. Laut offiziellen Synopsen und dem neu veröffentlichten Trailer ist die Phase des „hemdsärmeligen Start-ups“ vorbei. Das Trio ist ins Visier von Ae geraten (gespielt von der überzeugenden Manatsanun „Donut“ Phanlerdwongsakul), einer mächtigen und korrupten Lokalpolitikerin, die bereits im letzten Finale als drohende Gefahr eingeführt wurde.

Die neue Staffel dreht sich um das „Mega Merit Project“, ein massives Umstrukturierungsvorhaben, das auf den Nong-Khal-Tempel abzielt. Hier geht es nicht mehr nur um den Verkauf von Amuletten oder die Organisation von Tempelfesten; es geht um Landbesitz, Geldwäsche und politisches Erbe. Die Dimension der Operation drängt die Charaktere in die Enge. Win (Teeradon „James“ Supapunpinyo) und Game (Pachara „Peach“ Chirathivat) werden Berichten zufolge von der Notwendigkeit getrieben, ihre Familien vor den Konsequenzen ihrer früheren Verstrickungen zu retten, während Dear (Achiraya „Ally“ Nitibhon) einen einsamen und womöglich noch gefährlicheren Weg einschlägt.

Regisseur Wattanapong Wongwan hat angedeutet, dass dieses Kapitel „dunkler, schärfer und emotional aufgeladener als je zuvor“ sein wird. Ging es in Staffel 1 um die Korruption eines Tempels, scheint es in Staffel 2 um die Korruption der Seele zu gehen.

Ein Cast unter Druck

Die Chemie des zentralen Trios bleibt das Herzstück der Show. Teeradon Supapunpinyos Darstellung von Win – dem Vordenker, dessen datengetriebener Verstand Algorithmen in Gebeten sieht – wird voraussichtlich eine düstere Wendung nehmen. Das anhaltende Mysterium um das Verschwinden seines Vaters, ein Nebenstrang, der im Hintergrund der ersten Staffel brodelte, steht kurz vor dem Überkochen und könnte sein persönliches Trauma direkt mit der kriminellen Verschwörung verknüpfen, die er nun unterstützt.

Pachara Chirathivat kehrt als Game zurück, der Finanzier mit privilegiertem Hintergrund, aber einem verzweifelten Drang, sich zu beweisen. Kritiker lobten Chirathivat in Staffel 1 dafür, wie er Arroganz mit Verletzlichkeit balancierte, und erste Kritiken deuten darauf hin, dass Staffel 2 seinen Charakter an den absoluten Bruchpunkt bringen wird.

Die vielleicht faszinierendste Entwicklung ist die von Dear, gespielt von der Popsängerin und Schauspielerin Achiraya Nitibhon. Zuvor die Grafikdesignerin, die dem Tempel seine ästhetische Anziehungskraft verlieh, wird Dear in den Promomaterialien der zweiten Staffel als jemand beschrieben, der „auf eigene Faust neu anfängt“. Diese Abspaltung von der Gruppe deutet auf einen Bruch in ihrer Allianz hin und wirft die Frage auf: Wer wird in diesem Überlebensspiel wen zuerst verraten?

Und dann ist da noch Mönch Dol, gespielt von Patchai „Pup“ Pakdesusuk. Als junger, charismatischer Mönch, dessen Predigten zum „Produkt“ wurden, das das Trio verkaufte, war Dol der moralische Anker der ersten Staffel. Sein Kampf, inmitten der Kommerzialisierung seine spirituelle Reinheit zu bewahren, war tragisch. In Staffel 2, mit der Ausweitung der Operation auf das „Mega Merit Project“, gerät Dols Rolle als Gesicht dieses Unternehmens direkt in die Schusslinie – spirituell und vielleicht auch physisch.

Das „Ozark“ des Ostens?

Internationale Kritiker zogen schnell Parallelen zwischen The Believers und amerikanischen Krimidramen wie Ozark oder Breaking Bad. Der Vergleich ist treffend: Beide zeigen gewöhnliche Menschen, die ihren Geschäftssinn nutzen, um in einer kriminellen Unterwelt zu navigieren, für die sie vollkommen unzureichend ausgerüstet sind.

Dennoch bietet The Believers etwas Einzigartiges: eine kulturelle Spezifik, die das Verbrechen frisch wirken lässt. In westlichen Krimis geschieht Geldwäsche meist über Casinos, Autowaschanlagen oder Stripclubs. In The Believers geschieht dies durch das „Sammeln von Verdiensten“ (Merit-Making) – die buddhistische Praxis des Spendens, um gutes Karma zu erlangen.

Diese Prämisse erlaubt es der Serie, Themen zu erforschen, die im globalen Fernsehen selten behandelt werden. Sie stellt unbequeme Fragen zur modernen Kommerzialisierung von Religion. Wann wird eine Spende zur Transaktion? Kann wahrer Glaube in einem korrupten System existieren? Indem die Handlung auf die lokale Politik ausgeweitet wird, scheint Staffel 2 bereit zu sein, zu kritisieren, wie organisierte Religion als Waffe für politischen Einfluss missbraucht werden kann – ein Thema, das weit über die Grenzen Thailands hinaus Resonanz findet.

Ein Meilenstein für thailändische Inhalte

Die Verlängerung von The Believers ist an sich schon bedeutend. Es ist das erste Mal, dass ein südostasiatisches Netflix-Original eine zweite Staffel erhält, was einen Strategiewechsel des Streaming-Giganten signalisiert. Thailändische Inhalte, international oft bekannt für Horrorfilme (wie The Medium) oder Boys-Love-Dramen (BL), beweisen nun, dass sie auch düstere, prestigeträchtige Krimi-Thriller produzieren können, die auf der Weltbühne mithalten.

Die Produktionswerte für Staffel 2 scheinen gestiegen zu sein, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Die Kameraarbeit, die in der ersten Staffel durch den starken Kontrast zwischen dem ruhigen Gold der Tempel und dem neonfarbenen Schmutz der Stadt geprägt war, wirkt noch ausgefeilter. Das „Mega Merit Project“ verspricht Sets, die grandioser und klaustrophobischer sind und die Ausweglosigkeit der Charaktere widerspiegeln.

Was uns erwartet

Da die Premiere am 4. Dezember kurz bevorsteht, ist die Erwartungshaltung groß. Das Finale der ersten Staffel ließ die Zuschauer mit losen Enden zurück – polizeiliche Ermittlungen, die durch mysteriöse Befehle gestoppt wurden, zerbrochene Allianzen und der bedrohliche Aufstieg von Ae.

Zuschauer sollten sich auf einen rasanten Start einstellen. Das „Slow Burn“ der Start-up-Phase ist vorbei; die Charaktere befinden sich jetzt tief im Bauch der Bestie. Wir können Folgendes erwarten:

  • Komplexere Betrügereien: Das „Mega Merit Project“ wird wahrscheinlich komplizierte Finanzmanöver beinhalten, die den Amulettverkauf der ersten Staffel wie ein Kinderspiel aussehen lassen.
  • Politische Intrigen: Mit Ae als primärer Antagonistin wird sich die Show in den Bereich der städtischen Korruption bewegen und wahrscheinlich aufdecken, wie lokale Machthaber Tempel nutzen, um nicht nur Geld, sondern auch ihren Ruf reinzuwaschen.
  • Der Bruch der Dreifaltigkeit: Es ist unwahrscheinlich, dass Win, Game und Dear an einem Strang ziehen werden. Der Druck, ihre Familien zu retten versus die eigene Haut zu retten, wird sie wahrscheinlich gegeneinander aufbringen.

„Leben heißt Wollen“, lehrte uns die erste Folge von Staffel 1. In Staffel 2 scheint die Lektion zu lauten: „Überleben heißt Sündigen“.

Für Fans von intelligenten, charaktergetriebenen Thrillern bleibt The Believers ein Muss. Es ist eine Serie, die die Intelligenz ihres Publikums respektiert und sich weigert, einfache moralische Antworten zu geben. Wie Win und seine Freunde herausfinden müssen, ist der Weg zur Hölle nicht nur mit guten Vorsätzen gepflastert – er ist gepflastert mit Blattgold, Spenden und einer 5-Sterne-Google-Bewertung.

Die 2. Staffel von „The Believers“ ist ab dem 4. Dezember 2025 weltweit auf Netflix verfügbar.


Kurz & Bündig: The Believers Staffel 2

  • Erscheinungsdatum: Donnerstag, 4. Dezember 2025
  • Plattform: Netflix (Global)
  • Originaltitel: Sathu (สาธุ)
  • Genre: Krimi-Thriller / Wirtschaftsdrama
  • Regie: Wattanapong Wongwan
  • Schöpfer: Aummaraporn Phandintong
  • Produktionsfirma: Joy Luck Club Film House
  • Hauptbesetzung:
    • Teeradon „James“ Supapunpinyo als Win (Das Superhirn)
    • Pachara „Peach“ Chirathivat als Game (Der Investor)
    • Achiraya „Ally“ Nitibhon als Dear (Die Designerin)
    • Patchai „Pup“ Pakdesusuk als Mönch Dol (Das Gesicht)
    • Manatsanun „Donut“ Phanlerdwongsakul als Ae (Die Politikerin)
  • Schlüsselthemen: Buddhistische Ökonomie, digitale Disruption, politische Korruption, Moral vs. Überleben.
  • Zum Aufholen: Staffel 1 (9 Episoden) ist aktuell auf Netflix verfügbar.
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