Das Kopfsteinpflaster glänzt, doch der Schimmer ist von einem unheimlichen, elektrischen Blau. Die Skyline in der Ferne ist von unbestreitbarer Schönheit, wirkt aber völlig flach – eine gemalte Illusion einer Stadt, die nur im kollektiven Gedächtnis des Kinos existiert. Im Zentrum dieses künstlichen Zwielichts sitzt Jay Kelly, ein Mann, dessen Lächeln tausende Magazin-Cover geziert hat, gespielt von einem Mann, dessen Lächeln genau dasselbe tat.
Dies ist das Eröffnungsbild von Noah Baumbachs neuestem Film Jay Kelly, der an diesem Freitag, den 5. Dezember, auf Netflix erscheint. Es ist eine Sequenz, die weniger als bloße Einführung dient, sondern vielmehr als Absichtserklärung. Mit der Besetzung von George Clooney als alterndem Filmstar, der mit dem Schwinden seiner Bedeutung ringt, hat Baumbach ein Spiegelkabinett errichtet. Es ist ein Film über die Inszenierung des Lebens, die Entfremdung durch Ruhm und die erschreckende, tragikomische Erkenntnis, dass man vielleicht nur eine Figur im Drehbuch eines anderen ist.
Ein Gipfeltreffen der Titanen
Jay Kelly markiert eine bedeutende Abkehr – und zugleich eine eigenartige Rückkehr – für Baumbach. Nach seinem massiven kommerziellen Ausflug als Co-Autor von Barbie (mit seiner Frau Greta Gerwig) und der dichten, akademischen Satire Weißes Rauschen (White Noise), kehrt dieser Film zum intimen, dialoggetriebenen Terrain seiner früheren Werke zurück. Doch der Maßstab ist ein anderer. Wir befinden uns nicht im rauen Brooklyn von Der Tintenfisch und der Wal, sondern in der dünnen Luft von Privatjets, Filmfestivals und der erdrückenden Isolation der Hollywood-A-Prominenz.
Um diese Geschichte zu erzählen, hat Baumbach ein Ensemble versammelt, das sich wie eine Wunschliste für einen modernen amerikanischen Klassiker liest. An Clooneys Seite liefert Adam Sandler als Ron Sukenick, Jays Manager und ältester Freund, eine Vorstellung von ruhiger, seelenvoller Zerstörtheit. Das Ensemble wird abgerundet durch Laura Dern als Liz, einer überdrehten Publizistin, die versucht, das Unmögliche möglich zu machen; Riley Keough und Grace Edwards als Jays Töchter Jessica und Daisy; sowie Billy Crudup als Timothy, ein „ernsthafter“ Schauspieler aus Jays Vergangenheit, der als lebende Erinnerung an den nicht gewählten Weg dient.
In einem kürzlichen Interview beschrieb Baumbach den Film als eine „Coming-of-Age-Geschichte für Erwachsene“. Dieses Label passt zum einzigartigen Ton des Films – eine Mischung aus melancholischer Introspektion und chaotischer Komik, die laut Baumbach stark vom Rhythmus klassischer Screwball-Komödien inspiriert ist.
Der Mann im Spiegel
Die Entstehung von Jay Kelly entspringt einer Faszination für das, was Baumbach die „Ikonografie des Filmstars“ nennt. Das Drehbuch, das er gemeinsam mit der britischen Schauspielerin und Regisseurin Emily Mortimer verfasste, ist besessen von der Kluft zwischen der Person und der Persona.
„Der ganze Film handelt davon, wen wir repräsentieren und wer wir sind“, erklärte Baumbach kürzlich. Dieses Thema kristallisiert sich in einer Szene heraus, die bereits im Fokus der Filmkritik steht. Jay, der mit dem Zug durch Europa reist, um seine entfremdete Tochter einzuholen, fängt sein Spiegelbild im Fenster ein. In einem Moment privaten Rituals beginnt er, die Namen von Leinwandlegenden aufzusagen – Gary Cooper, Cary Grant, Robert De Niro – bevor er schließlich, fast zögerlich, seinen eigenen Namen flüstert.
Baumbach verriet, dass dieser Moment von einer Passage aus Paul Newmans Memoiren Das außergewöhnliche Leben eines durchschnittlichen Mannes inspiriert wurde. Newman beschrieb darin die seltsame Dissoziation, die eintritt, wenn man zu einem allgemein bekannten Namen wird. „Man versteht dadurch, warum Menschen sich Künstlernamen zulegen“, bemerkte Baumbach. Für Jay Kelly ist der Name eine Marke, ein Unternehmen, das er verwaltet, statt eines Lebens, das er führt. Die Tragik in Clooneys Darstellung liegt in seinem scharfen Bewusstsein für diese Leere. Er spielt Jay nicht als eitles Monster, sondern als einen Mann, der das Kostüm leid ist, aber Angst hat, es abzulegen, weil er sich nicht sicher ist, ob darunter noch etwas existiert.
Die unausgesprochene Liebesgeschichte
Während der narrative Motor des Films Jays donquichoteske Reise ist, seiner Tochter Daisy nach Italien zu folgen – angeblich um einen Filmpreis entgegenzunehmen, in Wahrheit aber, um sich an seine verblassende Rolle als Vater zu klammern –, schlägt das emotionale Herz woanders. Baumbach hat deutlich gemacht, dass er kein Interesse daran hatte, Jays romantische Geschichte mit Frauen zu sezieren.
„Es gab keinen intellektuellen Grund dafür, außer dass die wahre Liebesgeschichte die zwischen ihm und seinem Manager Ron ist“, so der Regisseur. „Andere Aspekte seines Lebens sind daher nur impliziert.“
Dies verlagert das Gewicht des Films auf die Schultern von Adam Sandler. Als Ron ist Sandler die Antithese zum typischen Hollywood-Hai. Er ist müde, loyal und zutiefst beschützend. Wenn Jay die Sonne ist, ist Ron die Schwerkraft, die verhindert, dass das System auseinanderfliegt. Die Chemie zwischen Clooney und Sandler ist greifbar, entstanden aus einem Probeprozess, bei dem Baumbach die beiden Schauspieler sich gegenseitig „beschatten“ ließ, um eine gemeinsame Körpersprache zu entwickeln.
Im Film agieren sie wie ein altes Ehepaar oder ein erfahrenes Comedy-Duo. Sie kabbeln sich, antizipieren die Bedürfnisse des anderen und teilen das stille Verständnis, dass sie die einzigen zwei Menschen sind, die die seltsame, isolierte Welt, die sie bewohnen, wirklich begreifen. Es ist ein Porträt männlicher Freundschaft, das im modernen Kino selten ist – zärtlich, konkurrenzlos und überlebenswichtig.
Chaos und Erinnerung
Die Struktur des Drehbuchs spiegelt die sprunghafte Natur der Erinnerung selbst wider. Baumbach und Mortimer schrieben das Skript organisch und ließen Szenen aus Gesprächen entstehen, statt einer starren Handlung zu folgen. „Wir fragten uns: ‚Warum habe ich gerade daran gedacht?‘“, erinnerte sich Baumbach. „Aber oft verbirgt sich eine Bedeutung im zufälligen Wiederaufleben von Erinnerungen.“
Dieser Ansatz ermöglicht eine traumartige Fluidität. Der Film ist bevölkert von Geistern – nicht im wörtlichen Sinne, sondern von fleischgewordenen Erinnerungen. Jüngere Versionen von Jay und seinem Rivalen Timothy driften durch die Erzählung, beobachten manchmal die älteren Charaktere oder stellen die Vergangenheit nach.
Wenn der gegenwärtige Jay auf den gegenwärtigen Timothy (Billy Crudup) trifft, ist die Reibung elektrisierend. Timothy repräsentiert den „Künstler“, der Jay hätte sein können, wenn er kein „Star“ geworden wäre. Ihre Konfrontation speist sich aus Jahrzehnten unausgesprochenen Grolls, doch Baumbach inszeniert sie mit einer Leichtigkeit, die ans Absurde grenzt. Die europäische Kulisse – wunderschön eingefangen von Kameramann Linus Sandgren – wird zur Bühne für ihre kleinlichen Beschwerden. Es sind zwei alternde Männer, die in einer Welt über Kunst streiten, die im Grunde mit beiden abgeschlossen hat.
Der Einfluss der Screwball-Komödie zeigt sich im Tempo. Die Entourage – einschließlich der von Laura Dern gespielten hektischen Publizistin – bewegt sich mit einer kinetischen, nervösen Energie durch Bahnhöfe und Hotels, die an die großen Komödien der 30er und 40er Jahre erinnert. Doch statt in einer Hochzeit enden diese Szenen oft in existenzieller Verwirrung. Ein wiederkehrender Witz über Käsekuchen beginnt beispielsweise als Wegwerfzeile, entwickelt sich aber zu einem Symbol für die absurden, trivialen Obsessionen, die die Leere im Leben eines Prominenten füllen.
Das Design einer Legende
Visuell ist Jay Kelly ein Triumph des Stils über die Realität – eine bewusste Entscheidung von Baumbach und seinem Kreativteam. Szenenbildner Mark Tildesley und Kostümbildnerin Jacqueline Durran arbeiteten zusammen, um eine Ästhetik zu schaffen, die Baumbach als „Liebesbrief an das Kino“ bezeichnet.
Sie wollten nicht, dass Jay wie ein zeitgenössischer Schauspieler aussieht; sie wollten, dass er wie die Idee eines Filmstars aussieht. Durran suchte nach Referenzen in den Garderoben von Steve McQueen, Marcello Mastroianni und Cary Grant. Jay ist immer kostümiert, immer ausgeleuchtet, immer bereit für seine Nahaufnahme, selbst wenn er innerlich zerbricht. Der Film suggeriert, dass es für Männer wie Jay kein Privatleben gibt, nur einen Backstage-Bereich.
Diese stilisierte Realität erstreckt sich auf die Drehorte. Von den regennassen Straßen Londons bis zu den sonnendurchfluteten Hügeln der Toskana wirkt die Welt von Jay Kelly leicht überhöht. Es ist eine Welt, gesehen durch die Linse von Federico Fellinis Achteinhalb oder Paolo Sorrentinos La Grande Bellezza – Die große Schönheit, Filme, die ebenfalls die geistige Leere der kreativen Klasse verhandelten.
Der letzte Akt
Wenn der Film seinem Ende entgegengeht, wird klar, dass Baumbach ein Memento mori für die Leinwand geschaffen hat. Jay Kelly ist ein Film über das Ende einer Ära, verkörpert von einem Mann, der erkennt, dass er sein Leben damit verbracht hat, ein Bild zu projizieren, das nicht mehr mit seiner Realität übereinstimmt.
Dennoch ist es kein zynischer Film. Es liegt eine tiefe Sanftheit darin, wie Baumbach seine Figuren behandelt. Er gesteht ihnen ihre Eitelkeit und ihre Illusionen zu, gewährt ihnen aber auch Momente der Gnade. Indem er dem Filmstar einen Spiegel vorhält, bittet Baumbach das Publikum, über das Spiegelbild hinauszuschauen. Er lädt uns ein, die Zerbrechlichkeit des Menschen zu sehen, der dem Namen auf der Leuchtreklame gerecht werden muss.
„Es ist eine verdammt große Verantwortung, man selbst zu sein“, lautet das Zitat von Sylvia Plath, das den Film eröffnet. Für Jay Kelly, einen Mann, der ein Leben lang jeder andere war außer er selbst, ist dies die einzige Rolle, die er noch lernen muss.
Auf einen Blick: „Jay Kelly“
- Veröffentlichungsdatum: Weltweit verfügbar auf Netflix ab 5. Dezember 2025.
- Regie: Noah Baumbach (Marriage Story, Der Tintenfisch und der Wal).
- Drehbuch: Noah Baumbach und Emily Mortimer.
- Hauptbesetzung: George Clooney (Jay), Adam Sandler (Ron), Laura Dern (Liz), Billy Crudup (Timothy), Riley Keough (Jessica), Grace Edwards (Daisy).
- Laufzeit: 2 Stunden und 12 Minuten.
- Wussten Sie schon? Der Film enthält einen wiederkehrenden, improvisierten Gag über Käsekuchen, der laut Baumbach die zufällige und hartnäckige Natur der Erinnerung repräsentiert.
- Produktionsnotiz: Um die Bindung zwischen Clooney und Sandler aufzubauen, ließ Baumbach die Schauspieler sich während der Proben gegenseitig „beschatten“ und die Körpersprache des anderen imitieren, um das Gefühl einer gemeinsamen, jahrzehntelangen Geschichte zu erzeugen.

