Don Bachardys Leben und Werk – in seinen eigenen Worten

Martha Lucas
Martha Lucas
Martha Lucas hat eine Leidenschaft für Film und Literatur. Sie arbeitet an ihrem ersten Roman und schreibt Artikel. Zuständig für die Abteilungen Theater und Bücher im...
Don Bachardy

Eine neue mündliche Biografie zeichnet ein unverstelltes Porträt des Hollywood-Porträtisten Don Bachardy und verfolgt seine künstlerische Entwicklung, seinen Kreis an Modellen und Freundschaften sowie seine jahrzehntelange Partnerschaft mit dem Schriftsteller Christopher Isherwood. Auf Grundlage ausführlicher Einzelgespräche im gemeinsamen Haus in Santa Monica, zusammengestellt von Michael Schreiber, rückt der Band die Stimme des Künstlers ins Zentrum und verortet seine Praxis an der Schnittstelle von Film, Literatur und Kunstgeschichte.

Vorworte von James Ivory und Simon Callow rahmen Ansatz und historischen Umfang des Buches. Ihre Beiträge unterstreichen Bachardys Rolle als Chronist öffentlicher Persönlichkeiten und zugleich als eigenständige Figur der Kulturgeschichte.

Die Publikation vereint bislang unveröffentlichte Fotografien sowie eine kuratierte Auswahl von Bachardys Werken, die in Resonanz mit einer aktuellen Retrospektive seiner Porträts im Huntington in Los Angeles stehen. Diese Verbindung zwischen Buch und Ausstellung hebt die Kontinuität zwischen Zeichnung, Malerei und Fotografie hervor und betont das anhaltende Interesse an Bachardys Methode: direkte, zeitlich begrenzte Sitzungen nach dem lebenden Modell.

Bachardys Archiv an Porträts umfasst Kino, Literatur und Bildende Kunst. Die Presseunterlagen heben unter anderem Bette Davis, Joan Crawford, Tennessee Williams und Truman Capote hervor – Arbeiten, die durch ökonomische Linienführung und die Priorität einer psychologischen Präsenz statt ornamentaler Effekte erkennbar sind. Das Buch setzt diese Sitzungen in einen erzählerischen Kontext und zeigt, wie öffentliche Bildpolitik, private Begegnung und Studiopraxis in Bachardys Arbeit zusammenlaufen.

Im Kern des Berichts steht Bachardys Beziehung zu Isherwood – von ihrer Begegnung in den 1950er Jahren bis zu dem gemeinsamen kreativen Leben bis zum Tod des Schriftstellers – geschildert aus Bachardys eigener Erinnerung. Der Text verwebt häusliche Szenen, gemeinsame Projekte und die Nachwirkungen von Isherwoods Werk (darunter The Berlin Stories als Grundlage für Cabaret) und behandelt die Beziehung zugleich als persönliche Biografie und als kulturgeschichtliches Dokument.

Schreiber wählt die Form der Oral History anstelle einer klassischen kritischen Monografie. Entstanden ist eine Ich-Chronik, die von den prägenden Jahren bis zur künstlerischen Reife reicht, unterbrochen von Porträts, Atelier­anekdoten und Beobachtungen zu den Anforderungen der Arbeit nach dem Modell. Der Ton zielt auf ein Gleichgewicht zwischen Prominenz-Anekdote und einer nüchternen Darstellung von Prozess, Disziplin und den Bedingungen der Darstellung.

Bachardys Zeichnungen und Gemälde befinden sich in Sammlungen in Europa und den Vereinigten Staaten. Das Buch stellt diese museale Präsenz der intimen Mechanik seiner Sitzungen gegenüber: begrenzte Dauer, Bestehen auf dem direkten Blick und die Weigerung zu idealisieren. In der Zusammenschau schlägt die Biografie eine Linie von den frühesten Begegnungen zu einem geschlossenen Œuvre, das die Wiedererkennung – des Modells wie des Selbst – zu seinem zentralen Anliegen macht.

Erscheinungstermin: 28. Oktober 2025.

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