Eine neue vierteilige Dokumentarserie auf Prime Video mit dem Titel „Großer Bruder Schule“ taucht tief in den beunruhigenden „WebcamGate“-Skandal ein, der eine High School in Pennsylvania erschütterte. Produziert von Mark Wahlberg, wirft die Serie ein Schlaglicht auf den Fall des Schülers Blake Robbins und die weitreichenden Folgen für die digitale Privatsphäre an Bildungseinrichtungen.
Im Mittelpunkt der Dokumentation steht die Geschichte des damals 15-jährigen Blake Robbins. Sein Leben nahm eine unerwartete Wendung, als seine Schule ihn des Drogenhandels beschuldigte. Als Beweis diente ein Foto, das heimlich über die Webcam seines von der Schule gestellten Laptops aufgenommen wurde – in seinem eigenen Schlafzimmer. Dieser Vorfall dient als Ausgangspunkt für eine breitere Debatte über den anhaltenden Kampf um digitale Privatsphäre an Schulen. Die Erzählung verwebt geschickt die Elemente eines Vorstadt-Skandals mit den Realitäten digitaler Überwachung.
Der Skandal aufgedeckt: Ein Blick durch die Webcam
Die Ereignisse, die als „WebcamGate“ bekannt wurden, begannen, als Blake Robbins, Schüler der Harriton High School, ins Büro des Direktors gerufen wurde. Die Anschuldigung: Drogenhandel. Das Beweismittel: Ein Foto von Robbins in seinem Zimmer, aufgenommen durch die integrierte Webcam seines Schul-MacBooks. Die vermeintlichen Drogen stellten sich später als Süßigkeiten heraus. Empört über diesen Eingriff in die Privatsphäre, reichten Robbins‘ Eltern Klage gegen den Lower Merion Schulbezirk ein, was ein Medienecho und Ermittlungen des FBI auslöste.
Der Schulbezirk verteidigte sich zunächst damit, dass die Aktivierung der Webcams Teil eines Diebstahlschutzsystems namens „TheftTrack“ sei, um verlorene oder gestohlene Laptops zu orten. Spätere Enthüllungen zeichneten jedoch ein anderes Bild: Der Bezirk hatte heimlich über 66.000 Bilder und Screenshots von Schülerlaptops gesammelt. Darunter befanden sich höchstpersönliche Aufnahmen von Schülern zu Hause, teilweise schlafend oder unbekleidet. Die Diskrepanz zwischen der Erklärung der Schule und der Menge sowie der intimen Natur der gesammelten Bilder warf erhebliche Zweifel an den wahren Motiven auf. Dass Schüler und Eltern nicht über die Fernzugriffsfunktion der Laptops informiert wurden, stellte einen erheblichen Vertrauensbruch dar.
Über die Schlagzeilen hinaus: Tiefere Implikationen
Die Dokumentation „Großer Bruder Schule“ geht über den unmittelbaren Skandal hinaus und untersucht die breiteren Auswirkungen. Sie beleuchtet, wie die Überwachungspraktiken der Schule bestimmte Schüler unverhältnismäßig stark trafen. Ein Beispiel ist Keron Williams, ein leistungsstarker Schüler, der ins Visier geriet, kurz nachdem er Opfer von Racial Profiling wurde. Laut Regisseurin Jody McVeigh-Schultz geht es in der Serie nicht nur um digitale Privatsphäre, sondern auch um die Komplexität gemeinschaftlicher Entscheidungsfindung und das Gleichgewicht zwischen dem Schutz von Kindern und übermäßiger Kontrolle.
Ein besonders wichtiger Aspekt der Serie ist die Verbindung der Ereignisse zur heute weit verbreiteten Nutzung von Software zur Überwachung von Schüleraktivitäten – ein Trend, der sich seit der Umstellung auf Fernunterricht während der COVID-19-Pandemie beschleunigt hat. Der Fall von Leo Holcomb aus Minneapolis wird vorgestellt, dessen Homosexualität unbeabsichtigt durch Schulüberwachungssoftware aufgedeckt wurde, die das Wort „gay“ in seiner Online-Kommunikation markierte. Dies unterstreicht, wie Technologie, Privatsphäre und soziale Gerechtigkeit miteinander verknüpft sind und wie Überwachung bestehende soziale Ungleichheiten verstärken kann.
Eine Geschichte digitaler Grenzüberschreitung erzählen
Um die Geschichte der digitalen Grenzüberschreitung und ihrer Folgen zu vermitteln, nutzt „Großer Bruder Schule“ hauptsächlich Interviews mit den beteiligten Personen, verwoben mit Archivmaterial aus der Zeit des „WebcamGate“-Skandals. Regisseurin Jody McVeigh-Schultz bringt ihre Erfahrung aus früheren Projekten wie „McMillion$“ ein. Der strategische Einsatz von Archivmaterial im Kontrast zu heutigen Interviews verdeutlicht, wie sich Technologie und gesellschaftliche Ansichten zur digitalen Privatsphäre entwickelt haben – oder auch nicht.
Der ursprüngliche Skandal begann im November 2009 und betraf Ereignisse im Jahr 2010. Die Dokumentarserie „Großer Bruder Schule“ gewann im März 2025 den Publikumspreis für Fernsehpremieren beim SXSW-Festival.
Wo kann man „Großer Bruder Schule“ sehen?