Long Story Short: Die zeitversetzte Familiensaga von Netflix, geschaffen vom Autor von BoJack Horseman

13.08.2025, 01:55
Long Story Short
Long Story Short

Netflix hat Long Story Short veröffentlicht, eine Animationsserie für Erwachsene von Raphael Bob-Waksberg, dessen kreative Handschrift das Genre bereits mit BoJack Horseman geprägt hat. In zehn Episoden erzählt die Serie das Leben der Geschwister Schwooper in einer nicht-linearen Chronologie, in der Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwoben sind, um zu zeigen, wie prägende Erfahrungen ein Leben lang nachhallen.

Avi, Shira und Yoshi Schwooper — gesprochen von Ben Feldman, Abbi Jacobson und Max Greenfield — bewegen sich im Erwachsenenalter, ohne ihre kindlichen Dynamiken ganz abzulegen. Ihre Dialoge, unverkennbar und konstant in Kindheit wie Erwachsenenalter, verdeutlichen, dass Humor, Identität und bestimmte familiäre Muster dem Lauf der Zeit standhalten. Diese zeitliche Erzählweise schafft eine unmittelbare Verbindung, als hätte das Publikum die Familie jahrzehntelang begleitet.

Zur Besetzung gehören außerdem Lisa Edelstein und Paul Reiser als Eltern Naomi Schwartz und Elliot Cooper. Angelique Cabral und Nicole Byer bringen zusätzliche Nuancen ein, während Dave Franco und Michaela Dietz in wiederkehrenden Rollen auftreten. Bemerkenswert ist, dass die Hauptfiguren jüdisch sind und von jüdischen Schauspielern gesprochen werden – eine bewusste Entscheidung, die den Dialogen, dem Humor und der Perspektive kulturelle Authentizität verleiht, ohne in Klischees zu verfallen.

Visuell setzt Long Story Short auf einen handgezeichneten 2D-Stil mit unregelmäßigen Linien und organischen Texturen. Diese bewusst unperfekte Ästhetik passt zur thematischen Intimität der Serie und verzichtet auf digitale Glätte, um die Wärme und Unvollkommenheit des Familienlebens zu vermitteln. Die künstlerische Leitung, entwickelt von Bob-Waksberg zusammen mit Produzentin Lisa Hanawalt, wird durch die Arbeit von ShadowMachine und The Tornante Company zum Leben erweckt – eine kreative Zusammenarbeit, die bereits bei BoJack Horseman überzeugte.

Tonlich ersetzt die Serie surreale Satire durch eine zurückhaltendere, emotionale Beobachtung. Anstelle großer Handlungswendungen stehen kleine häusliche Spannungen im Mittelpunkt: Rivalitäten bei Spieleabenden, Missverständnisse bei Familienfeiern oder Insider-Witze, die sich im Laufe der Jahre verändern. Diese intimen Fragmente fügen sich zu einem detaillierten Porträt einer gemeinsamen Geschichte, in dem Humor und emotionale Komplexität nebeneinander bestehen.

Heute gestartet, kommt Long Story Short mit Festivalerfahrung und einem eingespielten Kreativteam zu Netflix. Die Serie wurde beim Internationalen Animationsfilmfestival von Annecy vorgestellt und erhielt Aufmerksamkeit für ihre Erzählstruktur und ihre ausgereiften Figuren. Dass Netflix die Serie noch vor der Premiere um eine zweite Staffel verlängert hat, zeigt das Vertrauen in das Projekt und seinen Schöpfer.

In einer Landschaft, in der Erwachsenenanimation oft auf visuelle Übertreibung oder Satire setzt, hebt sich Long Story Short durch realistischen Erzählstil und kulturelle Detailtreue ab. Die Serie zeigt, wie alltägliche Interaktionen über die Zeit an Bedeutung gewinnen und verwandelt Erinnerung, Identität und Humor in erzählerische Substanz. Indem sie eine Generationensaga in einer kompakten und sorgfältig gestalteten Staffel verdichtet, beweist sie, dass Aufrichtigkeit – wenn sie präzise umgesetzt wird – stärker wirken kann als Spektakel.

Long Story Short ist auf Netflix ab dem 22. August 2025 verfügbar.

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