Wie jeder weiß, kann eine Tonne Kokain ein ganzes Leben verändern. Das galt auch für die Bewohner der ruhigen Gemeinde Rabo de Peixe. Im Herzen des Atlantiks, auf der kleinen, isolierten Azoreninsel, sollten ihre Leben nach dem verhängnisvollen Fund einer Tonne „Koks“ nie wieder dieselben sein.
Die erste Staffel der portugiesischen Serie „Rabo de Peixe“ basierte auf einer ebenso unglaublichen wie wahren Prämisse: dem Schiffbruch eines Bootes, das mit einer Tonne reinen Kokains beladen war, direkt vor der Küste. Dieser Schicksalsschlag bot Eduardo, einem jungen Fischer, und seiner unzertrennlichen Freundesgruppe – Sílvia, Rafael und Carlinhos – eine ebenso gefährliche wie verlockende Gelegenheit: die Drogen zu nutzen, um einem Leben voller Einschränkungen zu entkommen und ihre unerreichbaren Träume zu verwirklichen.
Die Erzählung konzentriert sich auf das menschliche Element inmitten des wachsenden Chaos. Die Protagonisten sind keine erfahrenen Kriminellen, sondern junge Menschen, die durch eine seit der Kindheit geschmiedete Freundschaft vereint sind und deren einziges Kapital ihre gegenseitige Loyalität ist. Dieses emotionale Fundament treibt die Handlung an und macht ihren Ausflug in den Drogenhandel eher zu einem verzweifelten Abenteuer als zu einem Akt kalkulierter Bösartigkeit.
Ihre Entscheidung, das Kokain zu verkaufen, löst jedoch einen perfekten Sturm von Bedrohungen aus. Einerseits sehen sie sich dem Gesetz gegenüber, verkörpert durch die hartnäckige Inspektorin Frias, die in die Stadt kommt, um den plötzlichen Drogenzufluss zu untersuchen. Andererseits, und weitaus tödlicher, geraten sie ins Visier der ursprünglichen Besitzer der Ladung, einer Gruppe italienischer Drogenhändler unter der Führung des unbarmherzigen Monti, der vor nichts zurückschreckt, um zurückzuholen, was ihm gehört.
Der Azoren-Archipel mit seiner natürlichen Schönheit und geografischen Abgeschiedenheit fungiert als goldener Käfig. Dieselbe Insel, die ihnen eine einmalige Chance bietet, wird zu ihrem Gefängnis, was die Spannung und das Gefühl, dass es keinen sauberen Ausweg gibt, verstärkt. Diese inhärente Klaustrophobie erhöht den Einsatz und lässt jede Entscheidung der Gruppe endgültig und unumkehrbar erscheinen.
Die treibende Kraft der Serie liegt in ihrer Fähigkeit, eine reale Katastrophe der öffentlichen Gesundheit in einen hochspannenden Thriller zu verwandeln. Das historische Ereignis, das die Fiktion inspiriert, war eine Gemeinschaftstragödie, die von Überdosen, Todesfällen und einer Suchtkrise geprägt war, die tiefe Narben in der Bevölkerung hinterließ. Damals wurde hochreines Kokain in Biergläsern für einen Spottpreis verkauft. Die Serie entscheidet sich jedoch dafür, die Geschichte durch das Prisma von Abenteuer und Ehrgeiz zu erzählen und konzentriert sich auf den „lustigen, emotionalen und vereinten Geist“ der Freundesgruppe, die ihre Träume verwirklichen will. Diese tonale Wahl schafft ein komplexes und moralisch ambivalentes Erzählerlebnis und lädt den Zuschauer ein, die Protagonisten auf ihrer gefährlichen Odyssee zu begleiten, während er sich der verheerenden Konsequenzen ihrer Handlungen bewusst ist.
Ein neuer Kurs: Die Handlung verdichtet sich in der zweiten Staffel
Die zweite Staffel von „Rabo de Peixe“ setzt nicht unmittelbar dort an, wo die erste aufgehört hat. Stattdessen springt sie drei Monate in die Zukunft, eine Zeitspanne, in der das fragile Machtgleichgewicht auf der Insel völlig aus den Fugen geraten ist. Die Handlung beginnt mit der Rückkehr von Eduardo, der am Ende der ersten Staffel fliehen konnte. Was er bei seiner Rückkehr vorfindet, ist eine „völlig andere Realität“, eine neue Ordnung, die alles zu zerstören droht, was er und seine Freunde aufzubauen versuchten.
Der zentrale Konflikt der neuen Staffel wird sofort etabliert: Das Kokain, das Eduardo verstecken konnte, ist nicht mehr unter der Kontrolle seines ehemaligen Partners, Onkel Joe. In seiner Abwesenheit ist die wertvolle Ladung in die Hände eines „unerwarteten Feindes“ gefallen. Diese Enthüllung führt nicht nur einen neuen Antagonisten ein, sondern definiert auch die Spielregeln völlig neu. Die Protagonisten kämpfen nicht mehr darum, eine vom Himmel gefallene Gelegenheit zu nutzen; sie müssen sich nun einer organisierten Macht stellen, die ihnen die Kontrolle entrissen hat und sie zwingt, aus einer benachteiligten Position zu kämpfen.
Dieses neue Szenario stellt den Grundpfeiler der Serie auf die Probe: die Loyalität der Gruppe. Während sich die erste Staffel auf ihre Einheit gegenüber äußeren Bedrohungen konzentrierte, deutet die Zusammenfassung der zweiten Staffel darauf hin, dass Risse von innen entstehen werden. Der Druck durch diesen neuen Gegner und die veränderten Umstände werden „die Freundschafts- und Loyalitätsbande der Gruppe auf die Probe stellen“. Das Vertrauen zwischen Eduardo, Sílvia, Carlinhos und Rafael wird zu einem ebenso gefährlichen Schlachtfeld wie die Auseinandersetzungen mit den Dealern oder der Polizei.
Inmitten dieses Chaos ergibt sich eine neue Geschäftsmöglichkeit, die eine entscheidende und wiederkehrende Frage aufwirft: „Ist es wirklich nur noch ein einziges Mal?“. Diese Frage deutet darauf hin, dass die Charaktere, angeführt von einem Eduardo, der sich weigert aufzugeben, erneut von dem Versprechen von Reichtum und Freiheit verführt werden, das die Drogen bieten. Diesmal handeln sie jedoch nicht aus Naivität. Sie haben die Gewalt und Gefahr, die ihr Unterfangen mit sich bringt, am eigenen Leib erfahren. Ihre Entscheidung, es erneut zu versuchen, schafft einen potenziell tragischen Handlungsbogen, in dem der Ehrgeiz sie dazu bringen könnte, die Konsequenzen eines Zyklus zu unterschätzen, aus dem es unmöglich scheint zu entkommen. Die Erzählung verlagert sich somit von der aufregenden Entdeckung einer Chance zur düsteren Realität des Umgangs mit ihren unausweichlichen Folgen.
Die Handlung wird auch von den losen Enden der vorherigen Staffel zehren. Montis Jagd nach seinen Drogen bleibt eine latente Bedrohung, und da Eduardo eine Zeit lang von der Bildfläche verschwunden war, könnte sich seine Aufmerksamkeit auf Sílvia verlagert haben, die auf der Insel geblieben ist. Darüber hinaus fügt Sílvias Schwangerschaft, die in der ersten Staffel enthüllt wurde, ihrer Figur eine Ebene der Verletzlichkeit und persönlichen Dringlichkeit hinzu und verspricht eine Entwicklung, die über ihre Rolle als Eduardos romantisches Interesse hinausgeht. In der Zwischenzeit wird Onkel Joe, seiner Ware beraubt, zu einer unberechenbaren Figur auf diesem neuen Spielbrett, mit dem Potenzial, sich mit jedem zu verbünden oder ihm entgegenzutreten, um seine Position zurückzugewinnen.
Bekannte Gesichter und neue Allianzen: Der Cast wird erweitert
Die Kontinuität von „Rabo de Peixe“ wird durch die Rückkehr des Kern-Casts gewährleistet, des Quartetts von Freunden, das der Geschichte ihre Seele verleiht. José Condessa kehrt in seine Rolle als ehrgeiziger Anführer Eduardo zurück, an der Seite von Helena Caldeira als pragmatische Sílvia, Rodrigo Tomás als impulsiver Rafael und André Leitão als loyaler Carlinhos. Zu ihnen gesellt sich erneut Kelly Bailey in der Rolle der Bruna, die den inneren Kreis der Charaktere vervollständigt, deren Dynamik die Serie ausmacht.
Das Serienuniversum bringt auch die Schlüsselfiguren zurück, die die äußeren Kräfte repräsentieren, die die Gruppe bedrängen. Maria João Bastos kehrt als Inspektorin Frias zurück, die unermüdliche Vertreterin des Gesetzes, während Pêpê Rapazote erneut Onkel Joe verkörpert, dessen ambivalente Moral ihn zu einem unvorhersehbaren Verbündeten und Gegner macht. Afonso Pimentel nimmt ebenfalls seine Rolle als Ian wieder auf und stellt sicher, dass die in der ersten Staffel etablierten Konflikte sich weiterentwickeln und an Komplexität gewinnen.
Die bedeutendste Neuerung der zweiten Staffel ist die Aufnahme eines bemerkenswerten Kontingents neuer Schauspieler, einer Mischung aus hochkarätigen portugiesischen und brasilianischen Talenten, die verspricht, die Handlung zu bereichern. Zu den neuen Gesichtern gehören die gefeierten portugiesischen Schauspieler José Raposo und Ricardo Pereira sowie der brasilianische Schauspieler Caio Blat. Die prominenteste Ergänzung ist jedoch der brasilianische Star Paolla Oliveira, der eine „mächtige und überraschende Rolle“ zugewiesen wurde. Diese Beschreibung deutet darauf hin, dass ihre Figur eine zentrale Rolle in der neuen Staffel spielen wird und möglicherweise jenen „unerwarteten Feind“ verkörpert, der nun das Kokain kontrolliert und Eduardo direkt herausfordert.
Diese Erweiterung des Casts ist nicht nur eine kreative Entscheidung, um neue Handlungsstränge einzuführen. Die Einbeziehung von Top-Stars aus Brasilien wie Oliveira und Blat ist ein kalkulierter strategischer Schritt. Nach dem weltweiten Erfolg der ersten Staffel, die in 33 Ländern die Listen der meistgesehenen Serien erreichte, zielt die Aufnahme brasilianischer Talente darauf ab, das Publikum der Serie im größten portugiesischsprachigen Markt der Welt zu festigen und zu erweitern. Dieser Ansatz verwandelt „Rabo de Peixe“ von einem erfolgreichen portugiesischen Produkt in eine erstklassige pan-lusophone Produktion und maximiert so ihre Reichweite und ihren kulturellen Einfluss weltweit.
Hinter der Kamera
Die künstlerische Kohärenz von „Rabo de Peixe“ wird durch die fortgesetzte Beteiligung seines Schöpfers, Augusto Fraga, gewahrt. Als Co-Autor und Regisseur mehrerer Episoden bleibt Fraga die wichtigste kreative Kraft hinter der Serie und stellt sicher, dass der Ton, das Tempo und die visuelle Ästhetik, die die erste Staffel ausmachten, auch in dieser neuen Ausgabe erhalten bleiben. Die Produktionsfirma Ukbar Filmes steht ebenfalls weiterhin an der Spitze des Projekts und sorgt für die notwendige Stabilität einer Produktion dieser Größenordnung.
Dennoch hat sich auch das Kreativteam erweitert. Für die zweite Staffel wurde João Maia als Co-Regisseur hinzugefügt. Die Aufnahme eines neuen Regisseurs kann eine frische Perspektive und neue visuelle Ideen einbringen und die filmische Sprache der Serie bereichern, ohne von der ursprünglichen Vision Fragas abzuweichen.
Die Dreharbeiten fanden erneut vollständig auf den Azoren statt, was den Archipel nicht nur als Kulisse, sondern als grundlegendes narratives Element etabliert. Die dramatischen und einzigartigen Landschaften der Insel São Miguel – von den kochenden Vulkankesseln von Furnas über die üppigen Teeplantagen von Porto Formoso bis hin zu den imposanten Küstenklippen – sind tief in die Geschichte integriert. Bestimmte Orte sind mit Schlüsselfiguren und -momenten verbunden: die Kessel von Furnas mit dem bedrohlichen Arruda, die kleine Insel Vila Franca do Campo mit einer Fluchtroute und der Hafen von Ponta Delgada als Nervenzentrum der Operationen.
Diese tiefe Verbindung zwischen Fiktion und Ort hat eine spürbare Auswirkung auf die reale Welt gehabt. Die Serie hat die Azoren für ein globales Publikum auf die Landkarte gesetzt, so sehr, dass die Stadt Ribeira Grande eine offizielle touristische Route ins Leben gerufen hat, die die wichtigsten Drehorte abdeckt, um die lokale Wirtschaft anzukurbeln. Es ist eine symbiotische Beziehung entstanden: Die Serie bezieht ihre visuelle Identität und ihre einzigartige Atmosphäre aus den Landschaften der Azoren, und im Gegenzug definiert ihr internationaler Erfolg die globale Wahrnehmung und die touristische Anziehungskraft der Inseln neu. Die Kulisse ist nicht nur dekorativ; sie ist ein unverzichtbarer Teil der DNA von „Rabo de Peixe“ und eine Schlüsselkomponente ihres wachsenden Erbes.
Die Zukunft der Saga: Eine Franchise-Strategie und ein Blick auf die Wahrheit
Das Engagement für „Rabo de Peixe“ geht weit über eine einfache Verlängerung um eine weitere Staffel hinaus. In einem beispiellosen Vertrauensbeweis wurde bereits eine dritte Staffel der Serie bestätigt und gedreht. Diese Ankündigung, die noch vor der Premiere der zweiten Ausgabe erfolgte, ist ein klares Zeichen dafür, dass langfristig in das geistige Eigentum investiert wird, mit einer Vision, die den üblichen Zyklus von Produktion und Bewertung übersteigt.
Diese Strategie wird durch die Schaffung von ergänzendem Inhalt untermauert, der das Serienuniversum erweitern soll. Zeitgleich mit dem Start der zweiten Staffel wird ein Dokumentarfilm mit dem Titel „Mare Branca: Die surreale Geschichte von Rabo de Peixe“ veröffentlicht. Diese Produktion wird den Zuschauern die Möglichkeit geben, „tiefer in die wahre Geschichte einzutauchen, die die Fiktion inspiriert hat“, und einen faktenreichen und detaillierten Kontext zu dem unglaublichen Ereignis liefern, das die Saga ins Leben gerufen hat. Durch die gleichzeitige Veröffentlichung der neuen Staffel und des Dokumentarfilms wird ein umfassendes Seherlebnis inszeniert.
Action und Abenteuer, die man nicht verpassen sollte
Die zweite Staffel von „Rabo de Peixe“ ist mehr als nur die Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte. Sie ist die Konsolidierung eines kulturellen und industriellen Phänomens. Die Serie kombiniert eine packende Erzählung, die auf einem wahren Ereignis beruht, einen mit internationalem Talent verstärkten Cast und die Unterstützung einer langfristigen Strategie, die ihren Platz als dauerhaftes globales Franchise festigen soll.
Mit neuen und mächtigen Feinden am Horizont, Freundschaften am Rande des Zusammenbruchs und dem Schicksal einer ganzen Gemeinschaft auf dem Spiel, ist die Bühne für ein neues Kapitel bereitet, das noch dramatischer und folgenreicher in der Saga von Eduardo und seinen Freunden zu werden verspricht.
Die zweite Staffel von „Rabo de Peixe“ startet weltweit am 17. Oktober auf Netflix.