„Champagne Problems“ auf Netflix: Wie man sich zu Weihnachten verliebt (und verhandelt).

Paris, Business und die Tücken des „Savoir-Vivre“.

Champagne Problems
Anna Green
Anna Green
Anna Green arbeitet als Autorin für MCM. Sie wurde in Australien geboren und lebt seit 2004 in London.

Auf dem überfüllten Markt der weihnachtlichen Liebeskomödien hat Netflix entschieden, dass ein Kuss unter dem Mistelzweig dieses Jahr nicht ausreicht; es braucht eine risikoreiche Unternehmensfusion. Champagne Problems ist nicht nur ein Film, sondern eine sorgfältig kuratierte Lifestyle-Fantasie.

Vergessen Sie Kleinstadtbäckereien und traurige Wollpullover; hier entführt uns die Prämisse in die Oberklasse, in die Welt der Fusionen und Übernahmen (M&A), in der die Liebe anfangs nur eine unquantifizierte Variable in einer Excel-Tabelle ist. Der Film präsentiert uns ein Erste-Welt-Problem – buchstäblich ein „Champagner-Problem“ – aber er tut dies mit kluger Selbstironie.

Die Geschichte folgt Sydney Price (Minka Kelly), einer amerikanischen Managerin, deren Ehrgeiz so scharf ist wie ihre Absätze. Ihre Mission: in Frankreich zu landen und den Kauf von Château Cassell, einer legendären Champagnermarke, zu sichern, bevor die Weihnachtsuhr schlägt. Es ist Succession mit Lichterketten oder Emily in Paris, wenn Emily eine vierteljährliche Gewinn- und Verlustrechnung vorlegen müsste.

Der Konflikt: Minka Kelly vs. französischer Charme.

Minka Kelly, die wir von intensiven Dramen wie Friday Night Lights bis Euphoria kennen, hat gestanden, dass diese Rolle ein persönlicher Wunschtraum war: „Eine romantische Komödie zu drehen, ist etwas, was ich schon immer machen wollte“, gab sie kürzlich zu. Und das merkt man. Sydney Price ist nicht die typische Protagonistin, die Weihnachten hasst; sie ist eine moderne Frau, die mit Produktivitätsschuldgefühlen kämpft. Kelly spielt sie als jemanden, der die Erlaubnis braucht, das Leben zu genießen – eine sehr menschliche Reflexion über unsere „Leben, um zu arbeiten“-Kultur.

Das Hindernis in ihrem Masterplan hat einen Namen und einen französischen Akzent: Henri Cassell (Tom Wozniczka). Nach einer zufälligen und elektrisierenden Begegnung in den Straßen von Paris entdeckt Sydney am nächsten Morgen, dass ihr nächtliches Date kein Geringerer ist als der Sohn des Gründers der Firma, die sie zerschlagen (oder „umstrukturieren“, im Unternehmensjargon) will. Wozniczka, bekannt aus Slow Horses, verleiht der Rolle eine charmante Ernsthaftigkeit. Er ist nicht nur der Schönling; er ist der kulturelle Widerstand, der Verteidiger des Champagners als Kunst und Erbe, nicht nur als liquider Vermögenswert für einen ausländischen Konzern.

Die Konkurrenz: Exzentriker und denkwürdige Zitate.

Was Champagne Problems wirklich von einer Standardromanze zu einer intelligenten Ensemble-Komödie erhebt, ist die Menagerie von Konkurrenten, die das Weingut umgibt. Sydney ist nicht der einzige Hai im Becken; Patriarch Hugo Cassell (Thibault de Montalembert, der französische Autorität ausstrahlt) hat die Jagd eröffnet und lässt mehrere potenzielle Käufer gegeneinander antreten.

Hier glänzt das Drehbuch von Mark Steven Johnson mit scharfen Dialogen. Da ist Roberto Salazar (Sean Amsing), ein weiterer Käufer, der die Situation mit einem Satz beschreibt, der es verdient, auf T-Shirts gedruckt zu werden: „Es ist Moulin Rouge ohne die Tuberkulose.“ Eine perfekte Beschreibung des bereinigten und chaotischen Glamours, der die Handlung umgibt.

Und dann ist da noch der Chaosfaktor: Flula Borg als Otto Moller. Borg, ein Meister der absurden Komödie, stiehlt Szenen als Konkurrent mit sehr starken Meinungen zur Weihnachts-Popkultur. An einer Stelle im Film verteidigt Otto leidenschaftlich den Film Stirb Langsam (Die Hard) und beklagt das Schicksal des Bösewichts: „Armer Hans Gruber. Völlig missverstanden. In Deutschland gilt das als Tragödie.“ Diese unbeschwerten Humoreinlagen verhindern, dass der Film in seinem eigenen romantischen Zuckerguss erstickt.

Hinter den Kulissen: Das „Nacht-Ballett“ der Champagne.

Um diese ätherische Atmosphäre einzufangen, die über den Bildschirm transportiert wird, traf die Produktion eine brutale, aber effektive logistische Entscheidung: Nachtdrehs. Das Team begab sich auf ein sogenanntes „Nacht-Ballett“ und drehte zehn Tage hintereinander rigoros von 19 Uhr abends bis 3 Uhr morgens in der Champagne.

Hier gibt es keine Green Screens. Die Schauplätze sind echt. Das fiktive Château Cassell ist in Wirklichkeit das Château de Taissy, ein architektonisches Juwel aus dem 17. Jahrhundert. Die Straßen, durch die die Protagonisten schlendern, sind die echte Avenue de Champagne in Épernay, bekannt als die teuerste Straße der Welt, wegen der Millionen von Flaschen, die unter ihrem Asphalt schlummern.

Der Dampf, den Sie aus den Mündern der Schauspieler kommen sehen, ist kein Spezialeffekt; es ist die echte Kälte des französischen Winters, die jeder Szene eine Ebene fühlbarer Authentizität verleiht. Wenn Sie Minka Kelly bis zur Nase eingemummelt sehen, glauben Sie es: Es war wirklich kalt.

Das vorläufige Urteil.

Champagne Problems verspricht, das Glas Sekt zu sein, von dem Sie nicht wussten, dass Sie es brauchen. Der Film versucht nicht, das Rad neu zu erfinden, sondern es mit mehr Stil zu drehen. Es ist eine visuell beeindruckende Erkundung des Kampfes zwischen amerikanischer Effizienz und französischem Savoir-faire, alles verpackt in einen Soundtrack von Ryan Shore, der verspricht, genau die richtigen emotionalen Saiten anzuschlagen.

Es ist ein Film für diejenigen, die vermuten, dass die wahre Liebe in einem Weinberg versteckt sein könnte, oder für diejenigen, die einfach gerne schönen Menschen dabei zusehen, wie sie an teuren Orten komplizierte Probleme haben.

Machen Sie die Gläser und das Sofa bereit. Die Reservierung ist für den 19. November auf Netflix vorgemerkt.

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