Die Stadt Kyoto und Fergus McCaffrey freuen sich außerordentlich für das Frühjahr 2025 eine große Ausstellung neuer Gemälde und Skulpturen von Anselm Kiefer im Schloss Nijo in Kyoto anzukündigen. Die Ausstellung wird von Ende März bis Ende Juni zu sehen sein und das gesamte Daidokoro-Gebäude, die angrenzenden Lagerhäuser und Teile des Schlossgartens einnehmen. Es handelt sich um die größte Ausstellung von Anselm Kiefers Werken in Asien, die zeitgleich mit der Expo Osaka stattfindet.
Kommentar des Künstlers:
„[…], wenn Sie bis tief hinein in den innersten Raum eines solchen mächtigen Gebäudes vordringen, haben Sie dann noch nie gesehen, wie dort im Dunkel, von keinem direkten Außenlicht mehr erreicht, Goldschiebetüren oder Goldwandschirme den letzten Ausläufer der vom weit entfernten Garten durch viele Zimmer her dringenden Helligkeit aufnimmt und wie im Traum verhalten reflektiert? Dieser Widerschein wirft, einem Horizont bei Abenddämmerung vergleichbar, einen unendlich zarten goldenen Schimmer in das umgebende Dunkel” –
Jun’ichirō Tanizaki, Lob des Schattens, 1933
„Vor etwa zehn Jahren eröffnete mir das Aufkommen neuer, leuchtender Ölfarben und die Verfügbarkeit von Blattgold eine neue Art zu malen. Gold erwies sich als eine strahlende Ergänzung, die ein inneres Licht in meine Bilder brachte. Als sich die Gelegenheit ergab, 2022 im Dogenpalast in Venedig auszustellen, wurde durch Fergus McCaffrey auch mein Interesse an Japan neu geweckt. Insbesondere hat mich das prächtig patinierte Gold der Paravents der Kano-Schule und der Nachhall von Tanizakis denkwürdigen Erinnerungen an alte japanische Innenräume begeistert.
Die utilitaristische Verwendung von Gold als Quelle reflektierter Beleuchtung in der Burg Nijo ist eine Offenbarung für mich. Das Zusammentreffen von Ästhetik und politischer Macht an diesem Ort und der historische Zyklus von Schöpfung, Zerstörung und Wiedergeburt spiegeln mein eigenes Bewusstsein wider. Ich freue mich sehr darauf, während der Kirschblütenzeit im Jahr 2025 in der Burg Nijo auszustellen“.
Der Bürgermeister der Stadt Kyoto, Daisaku Kadokawa, schreibt:
Die Geschichte der Burg Nijo steht im Zusammenhang mit der Edo-Periode (1603-1868) und dem Aufstieg und Fall des Tokugawa Shogunats. Tokugawa Ieyasu demonstrierte seinen Aufstieg zur nationalen Macht, indem er 1602 die besten Handwerker mit dem Bau der Burg Nijo beauftragte, und die Kano-Schule begann 1626 unter Tokugawa Iemitsu mit der Dekoration des Ninomaru Palasts.
Zweihundertfünfzig Jahre später, gegen Ende der Edo-Periode, als sich 1850 Japan wieder der Welt öffnete, kamen japanische Kunst und Handwerk vermehrt nach Europa. Die entstehenden Stile des Japonisme und des Jungendstils spiegeln die Begegnung westlicher Künstler und Handwerker mit dem Gesamtkunstwerk von Kunst, Handwerk und Architektur der Edo-Zeit wider.
Anselm Kiefer ist ein Künstler von Weltruf, der mit seinen eindringlichen Gemälde- und Skulptureninstallationen die Geschichte, Philosophie und Kultur der Menschheit über Raum und Zeit hinweg widergibt. Es ist eine große Ehre für Kyoto, diese einzigartige Ausstellung im Jahr 2025 in der Burg Nijo zu zeigen.“
Fergus McCaffrey reflektiert:
„Unter den Tausenden von Gemälden, Skulpturen, Fotografien und Aquarellen, die im Juni 2022 im Atelier Anselm Kiefer auf Hunderttausenden von Quadratmetern Atelierfläche verteilt waren, stieß ich zu meinem Erstaunen auf ein schlichtes Gemälde mit Goldgrund, das mit Mutterkorn infizierte Weizengarben zeigt.
Die perspektivische Flächigkeit von Anselms Gemälde und die grafische Kühnheit von schwarzer Tinte auf Gold versetzten mich in die Zeit meines Studiums an der Universität Kyoto in den frühen 1990er Jahren zurück, als ich zum ersten Mal die Burg Nijo besuchte.
Sofort wurde das Potenzial für einen offenen Dialog zwischen Kiefer und Kyoto deutlich.
Für das Engagement Anselm Kiefers und des Bürgermeisters Herrn Kadokawa dieses außergewöhnliche Projekt im Jahr 2025 zu verwirklichen möchte ich meinen herzlichen Dank aussprechen.“
Über den Künstler:
Anselm Kiefer wurde 1945 in Donaueschingen, Deutschland, geboren und wuchs am Rhein im Schwarzwald auf. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und der Romanistik besuchte er die Hochschule für Bildende Künste in Freiburg im Breisgau und die Kunstakademie in Karlsruhe. In den frühen 1970er Jahren studierte er informell bei dem Künstler Joseph Beuys in Düsseldorf.
Im Jahr 1993 wurde die Ausstellung Anselm Kiefer: Melancholia vom Sezon Museum of Art, Tokio, dem National Museum of Modern Art, Kyoto, und dem Hiroshima City Museum of Contemporary Art organisiert. Kiefer wurde 1999 mit dem Praemium Imperiale der Japanischen Kunstvereinigung für Malerei ausgezeichnet.
Außerhalb Japans wurde Kiefers Werk durch Einzelausstellungen in den renommiertesten Museen der Welt gewürdigt, darunter die Kunsthalle Bern, Schweiz (1978); das Museum Folkwang, Deutschland (1981); die Whitechapel Gallery, London, UK (1982); die Kunsthalle Düsseldorf, Deutschland (1984); das Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, Frankreich (1984); das Israel Museum, Jerusalem, Israel (1984); das Stedelijk Museum Amsterdam, Niederlande (1986); Art Institute of Chicago, IL (1987-8); Philadelphia Museum of Art, Philadelphia, PA (1988); Museum of Contemporary Art (MOCA), Los Angeles, CA (1988); Museum of Modern Art (MoMA), New York, NY (1988-9); Neue Nationalgalerie, Berlin, Deutschland (1991); Sezon Museum of Art, Tokyo, Japan (1993); National Museum of Modern Art, Kyoto, Japan (1993); Hiroshima City Museum of Contemporary Art, Japan (1993); Museo Correr, Venedig, Italien (1997); Museum de Arte Moderna de São Paulo, Brasilien (1998); Kawamura Memorial DIC Museum of Art, Sakura City, Japan (1998); Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Palacio de Velázquez, Madrid, Spanien (1998); Metropolitan Museum of Art, New York, NY (1998, 2009, 2017); Galleria d’Arte Moderna, Bologna, Italien (1999); Guggenheim Biloa, Spanien (2000, 2007); Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk, Dänemark (2001); Foundation Beyeler, Riehen, Schweiz (2001); Museo Archeologico Nazionale di Napoli, Italien (2004); Modern Art Museum of Fort Worth, TX (2005); Musée d’art contemporain de Montréal, Kanada (2005); Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington, DC (2005); San Francisco Museum of Modern Art (SFMOMA), CA (2005); Monumenta, Grand Palais, Paris, Frankreich (2007); Musée du Louvre, Paris, Frankreich (2007); Art Gallery of Ontario, Toronto, Kanada (2010); Rijksmuseum Amsterdam, Niederlande (2011); Museum de Bellas Artes de Bilbao, Spanien (2011); Tel Aviv Museum of Art, Israel (2011); Albright-Knox Art Gallery, Buffalo, NY (2013); Royal Academy of Arts, London, UK (2014); Nationale de France François-Mitterrand, Paris, Frankreich (2015); Centre Pompidou, Paris, Frankreich (2015); Albertina, Wien, Österreich (2016); Musée Rodin, Paris, Frankreich (2017); Pinakothek der Moderne, München, Deutschland (2017); Barnes Foundation, Philadelphia, PA (2017); Astrup Fearnley Museet, Oslo, Norwegen (2019); Museum Voorlinden, Wassenaar, Niederlande (2019, 2023); Panthéon, Paris, Frankreich (2020); Grand Palais Éphémère, Paris, Frankreich (2021); Dogenpalast, Venedig Italien (2022); Palazzo Strozzi, Florenz, Italien (2024).
Über die Burg Nijo:
Die Burg Nijo gehört zu den meistbesuchten kulturellen Attraktionen in ganz Japan und wird jährlich von über einer Million Menschen besucht. Im Jahr 1952 wurde der Ninomaru- Palast zum Nationalschatz erklärt, und das Schloss und die Anlage wurden als wichtiges Kulturgut eingestuft. Im Jahr 1994 wurde die Burg Nijo zum ersten Mal in die Liste des UNESCO- Weltkulturerbes aufgenommen.