Zieht ein Architekt nur eine Linie, um ein Gebäude zu entwerfen, oder erschafft er dabei ein Kunstwerk? Eine faszinierende neue Ausstellung im Paul Rudolph Institute in New York legt nahe, dass beides untrennbar miteinander verbunden ist. Unter dem Titel Architecture = Art: The Susan Grant Lewin Collection wird die Architekturzeichnung nicht als bloßer technischer Schritt, sondern als eigenständige, kraftvolle künstlerische Ausdrucksform präsentiert.
Die Ausstellung versammelt rund 50 Präsentationszeichnungen aus der Privatsammlung von Susan Grant Lewin, einer langjährigen Verfechterin zeitgenössischer Architektur und modernen Designs. Diese Werke, teils sorgfältig von Hand gezeichnet, teils digital gerendert, werden auf zwei Etagen des denkmalgeschützten Modulightor Building zu sehen sein, das vom Architekten Paul Rudolph selbst entworfen wurde.
Die Zeichnungen sind mehr als nur technische Dokumente; sie sind ein Zeugnis von Vorstellungskraft und Überzeugungskraft. Unter den vertretenen berühmten Architekten und Designern finden sich Namen wie Eileen Grey, Daniel Arsham, Frank Gehry, Steven Holl, Aldo Rossi, Michael Graves, James Wines und John Hejduk. Obwohl ihre Arbeiten mehrere Generationen und Ideologien umfassen, teilen sie alle ein tiefes Bekenntnis zur Zeichnung als kommunikatives Werkzeug und künstlerisches Medium.
„Diese Zeichnungen gehen über die reine Funktion hinaus“, erklärt Lewin. „Sie sind persönlich, poetisch und oft provokativ. Sie zeigen, wie Architektur mit einer kühnen visuellen Idee beginnt.“ Lewins Vision wird durch eine beeindruckende Karriere untermauert, in der sie als Architektur- und Designredakteurin für Publikationen wie HFN und House Beautiful tätig war und als Kreativdirektorin bei der Formica Corporation unvergessliche Projekte wie den Colorcore-Fisch von Frank Gehry vorantrieb.
Die Schau wird durch eine Auswahl von Fotografien von Meistern wie Ezra Stoller, Robin Hill und Paul Clemence bereichert. Weit davon entfernt, nur Aufnahmen fertiger Gebäude zu sein, sind diese Bilder sorgfältig komponierte Kunstwerke, die die Atmosphäre, die Absicht und das emotionale Erleben von architektonischem Raum erforschen. Sie unterstreichen die entscheidende Rolle der Fotografie bei der Gestaltung unserer Wahrnehmung der gebauten Umwelt.
Die Veranstaltung bietet der Öffentlichkeit die einmalige Gelegenheit, in den kreativen Prozess hinter großen architektonischen Werken einzutauchen – und das an einem Ort, der selbst ein Stück Designgeschichte ist.
Die Ausstellung Architecture = Art: The Susan Grant Lewin Collection wird mit einem Empfang am 2. Juli 2025 eröffnet und ist bis zum 20. September 2025 zu sehen. Sie kann im Paul Rudolph Institute for Modern Architecture im Modulightor Building, 246 East 58th Street, New York, besucht werden.