Alexander Gray Associates präsentiert Donald Moffett: Snowflake, die erste Einzelausstellung des Künstlers in der Galerie. Gezeigt werden neue Gemälde aus extrudierter Ölfarbe und Sprühfarbe, eine Installation mit frei mitzunehmenden Autoaufklebern sowie die Bewegtbildarbeit Aluminum/White House Unmoored. Zusammen lotet die Präsentation aus, wie zeitgenössische Kunst öffentliche Anliegen — ökologische Belastung, institutionelle Rahmen, Rhetoriken des Protests — adressiert, ohne sich auf Schlagworte zu reduzieren.
Die Gemälde der Serie Snowflake sind auf optische und materielle Ambivalenz angelegt. In Weiß, Zinn- und Pudertönen ausgeführt, zeigen sie durchbohrte und perforierte Felder, die je nach Blick entweder in die Wand zurückzutreten oder davor zu schweben scheinen. So entsteht eine kontrollierte Dissonanz zwischen Oberfläche und Träger. Die Serie gehört zu Moffetts fortlaufendem Projekt NATURE CULT, das die Beschleunigung ökologischer Prozesse thematisiert und zugleich eine Grundspannung anerkennt: Industrielle Lacke, Sperrholz und spezialisierte Auftragstechniken veranschaulichen ökologische Belastungen und sind dennoch Teil der materiellen Ökonomie, die diese mit bedingt. Der Künstler beschreibt diese Spannung als ein ausbalanciertes Verhältnis von Verführung und Zerfall, in dem die Oberfläche standhält, während Struktur und Substruktur driften, schmelzen und erodieren.
Aluminum/White House Unmoored tritt mit diesen Gemälden in einen gezielten Dialog. Die Arbeit zeigt die Exekutivresidenz in einem Zustand der Auflösung und begreift politische Architektur nicht als unveränderliches Symbol, sondern als Bild, das Erosion ausgesetzt ist. Institutionelle Zeichen geraten damit unter denselben Druck, den die Gemälde auf die Bildstruktur ausüben. Gemeinsam etablieren die Werke einen präzisen Wortschatz des Driftens, Schmelzens und Entankerens — zunächst als formale Kategorien, die sich jedoch ebenso auf die Öffentlichkeit übertragen lassen.
Ein Set von Autoaufklebern zum Mitnehmen erweitert Moffetts langjähriges Interesse an direkter Ansprache. Die knappe, deklarative Sprache erinnert an Strategien des aktivistischen Grafikdesigns, während die analoge Zirkulation — gedacht für Körper, Fahrzeuge und Straßen statt für digitale Feeds — die veränderten Bedingungen von Aufmerksamkeit und Überzeugungskraft in einem überfüllten Medienumfeld markiert. Diese Mittel fungieren als zurückhaltende Gegen-Dispositive: transportabel, langsam, ortsgebunden.
Moffetts Werdegang schärft die Spannung zwischen Unmittelbarkeit und Reflexion. Als Gründungsmitglied von Gran Fury, dem aus ACT UP hervorgegangenen grafik-aktivistischen Kollektiv, prägte er eine Sprache der Dringlichkeit für die Kommunikation im öffentlichen Raum während der AIDS-Krise. Parallel überführte er im gemeinsam mit Marlene McCarty gegründeten Designstudio Bureau Prinzipien von Klarheit und Ansprache in Aufträge aus dem Non-Profit- und kommerziellen Bereich. Seine Atelierpraxis hingegen verankert politische Inhalte in Verfahren der Abstraktion: Oberflächenengineering, optische Interferenzen und eine anhaltende Aufmerksamkeit dafür, wie Materialien Zeit und Druck einschreiben.
Medienübergreifend versteht die Ausstellung Auflösung — von Oberflächen, Symbolen und kommunikativen Gewissheiten — zugleich als Bild und Methode. Sie beansprucht keine Lösung, sondern markiert den Raum, in dem ästhetische Untersuchung strukturelle Spannungen sichtbar machen kann, während sie ihre eigenen Grenzen als materielle Kultur anerkennt, die unter den von ihr befragten Bedingungen entsteht. Moffetts Werk wurde international gezeigt und ist in bedeutenden öffentlichen Sammlungen vertreten, darunter das Art Institute of Chicago, das Blanton Museum of Art, das Brooklyn Museum, das J. Paul Getty Museum, das Hammer Museum, das Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, The Menil Collection, The Metropolitan Museum of Art, The Museum of Modern Art und das Whitney Museum of American Art.
Ort und Termine: Alexander Gray Associates, New York — 12. September–25. Oktober 2025. Eröffnung: Freitag, 12. September, 18:00–20:00 Uhr. Werkdatierung: Aluminum/White House Unmoored (2004). Auswahl Einzelausstellungen: Alice Austen House, Staten Island (2025); Center for Maine Contemporary Art, Rockland (2024); McNay Art Museum, San Antonio (2022); Contemporary Arts Museum Houston (2011), anschließend The Andy Warhol Museum und Tang Teaching Museum (2012); Museum of Contemporary Art Chicago (2002). Auswahl Gruppenausstellungen: MASP, São Paulo (2024); National Portrait Gallery, Smithsonian Institution (2024); Henie Onstad Kunstsenter, Oslo (2022); Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich (2019); Whitney Biennial (1993).
