Enthüllt: Der Serpentine Pavillon 2025 – Eine Hommage an Zeit und Natur

Die bangladeschische Architektin Marina Tabassum entwirft eine visionäre Holzstruktur für die Kensington Gardens, die zum Nachdenken und Verweilen einlädt und als Bühne für ein vielfältiges Sommerprogramm dient.
22.05.2025, 09:25
Serpentine Pavilion 2025
Serpentine Pavilion 2025 designed by Marina Tabassum, Marina Tabassum Architects (MTA). Design render, exterior view. Photo © Marina Tabassum Architects (MTA) Courtesy: Serpentine MARINA TA

Im Herzen der Londoner Kensington Gardens wird bald eine neue architektonische Intervention die Blicke auf sich ziehen. Der Serpentine Pavillon, eine jährlich mit Spannung erwartete temporäre Struktur, wird in seiner neuesten Ausgabe von der renommierten Architektin und Pädagogin Marina Tabassum aus Bangladesch und ihrem Büro, Marina Tabassum Architects (MTA), gestaltet. Das Projekt trägt den Titel „A Capsule in Time“ – eine Kapsel der Zeit – und verspricht, die Grenzen der Architektur weiter auszuloten, ganz im Sinne der verstorbenen Dame Zaha Hadid, deren Ethos des Experimentierens die Grundlage dieser prestigeträchtigen Kommission bildet.

Tabassums Entwurf ist bekannt für seine Fähigkeit, eine Architektursprache zu etablieren, die zeitgenössisch und zugleich tief verwurzelt ist in Ort, Klima, Kontext, Kultur und Geschichte. Der Pavillon für 2025 soll in Resonanz mit der Umgebung der Serpentine South Gallery treten und einen Dialog zwischen der permanenten Struktur und der ephemeren Natur der temporären Installation anstoßen.

Das architektonische Konzept ist sowohl skulptural als auch funktional. Der Pavillon erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung und umschließt einen zentralen Hof, der auf den Glockenturm der Serpentine South Gallery ausgerichtet ist. Im Mittelpunkt der Struktur steht ein halbwüchsiger Ginkgobaum, eine klimaresistente Baumart, deren Geschichte bis in das frühe Jura zurückreicht. Um diesen Baum herum gruppieren sich vier hölzerne Kapselformen. Es ist die erste vollständig aus Holz gefertigte Struktur von Tabassum. Eine lichtdurchlässige Fassade sorgt dafür, dass das Tageslicht gefiltert und gesprenkelt in den Raum eindringt, inspiriert von der Tradition des Parkbesuchs und von gewölbten Gartenlauben, die sanftes Licht durch grünes Blattwerk sieben.

Besonderes Augenmerk legt der Entwurf auf die sensorischen und spirituellen Möglichkeiten der Architektur, die durch Maßstab, Geometrie und das Zusammenspiel von Licht und Schatten erfahrbar werden sollen. Ein kinetisches Element fügt eine dynamische Komponente hinzu: Eine der Kapselformen kann bewegt und verbunden werden, wodurch der Pavillon neue räumliche Konfigurationen annehmen kann. Die Wahl des Ginkgobaums unterstreicht das ökologische Bewusstsein des Projekts; die Art zeigt Toleranz gegenüber dem Klimawandel und trägt zur Diversifizierung des Baumbestandes in den Kensington Gardens bei. Nach dem Abbau des Pavillons wird der Baum in den Park umgepflanzt.

Der Pavillon soll als vielseitiger Raum dienen, in dem Besucher zusammenkommen, sich austauschen und Wissen teilen können. Tabassum und ihr Team haben eine Auswahl an Büchern zusammengestellt, die den Reichtum der bengalischen Kultur, Literatur, Poesie, Ökologie und Bangladeschs feiern. Diese Bücher werden in Regalen aufbewahrt, die in die Struktur integriert sind. Diese Idee deutet bereits auf das angedachte Nachleben des Pavillons hin: Er soll nach seiner Zeit auf der Wiese der Serpentine als für alle zugängliche Bibliothek weiterbestehen.

Die diesjährige Kommission markiert das 25-jährige Jubiläum dieses wegweisenden Projekts. Die finanzielle Unterstützung erfolgt zum elften Mal in Folge durch Goldman Sachs. Begleitend zum Pavillon wird ein Katalog erscheinen, der in Zusammenarbeit mit dem Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln, herausgegeben wird. Dieser wird Essays, Gespräche und visuelle Beiträge von Architekten, Historikern und Künstlern enthalten, die Tabassums Werk und den Pavillon kontextualisieren.

Über den Sommer und bis in den Herbst hinein wird der Pavillon zur Bühne für ein dynamisches Programm der Serpentine Galleries. Geplant sind unter anderem Künstlergespräche, die interdisziplinäre Plattform „Park Nights“ mit Musik, Poesie, Performance und Tanz, kostenlose Führungen, die Präsentation eines Buches über ökologisches Bewusstsein sowie ein Familientag mit kreativen Workshops. Marina Tabassum wird zudem eine limitierte Druckgrafik veröffentlichen.

Der Serpentine Pavillon 2025, „A Capsule in Time“, wird vom 6. Juni bis zum 26. Oktober 2025 für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Die Pressevorbesichtigung findet am Dienstag, den 3. Juni, statt.

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