Restaurant Koks, Faroe Islands, Crispy celeriac with fermented celeriac powder and mushroom emulsion, Credit: Claes Bech Poulsen.
Restaurant Koks, Faroe Islands, Crispy celeriac with fermented celeriac powder and mushroom emulsion, Credit: Claes Bech Poulsen.

Neue Nordische Küche: Wie eine kulinarische Bewegung zur globalen Kultursensation wurde

Das Nationalmuseum in Oslo beleuchtet die tiefgreifenden Verbindungen zwischen der New Nordic Cuisine und Kunst, Design sowie Architektur in einer wegweisenden Ausstellung.
29.04.2025, 07:06

Eine kulinarische Philosophie, die auf lokalen Zutaten, Landschaften und Traditionen basiert, hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem weltweit anerkannten Phänomen entwickelt. Das Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design in Norwegen widmet sich nun in einer umfassenden Ausstellung der Frage, wie die „Neue Nordische Küche“ weit über die Teller hinaus die Kulturlandschaft prägte. Unter dem Titel „New Nordic. Cuisine, Aesthetics and Place“ wird die Bewegung als einer der bedeutendsten Kulturexporte der Region beleuchtet.

Die Ausstellung präsentiert über 500 Kunstwerke, Fotografien und Objekte. Darunter befinden sich Leihgaben renommierter nordischer Restaurants wie Maaemo, Kontrast und RE-NAA aus Norwegen, Fäviken aus Schweden, Kadeau aus Dänemark und Koks von den Färöer-Inseln. Diese werden ergänzt durch Werke zeitgenössischer und moderner Künstler wie Olafur Eliasson und Edvard Munch sowie historische Stücke aus der Sammlung des Museums, die die Bewegung in einen breiteren Kontext stellen. Gezeigt werden beispielsweise handgefertigtes Geschirr, bei dem Glasuren aus Rentierknochen verwendet wurden, oder eine handgefertigte Menükarte in Form von Knut Hamsuns Roman „Hunger“.

Juvet landscape hotel, Valldal, Norway, 2007-2008. Jensen & Skodvin Architects. Photo: Jensen & Skodvin Architects
Juvet landscape hotel, Valldal, Norway, 2007-2008. Jensen & Skodvin Architects. Photo: Jensen & Skodvin Architects

Die Prinzipien der Neuen Nordischen Küche – die Betonung von Saisonalität, lokalen Rohstoffen und der Verbindung zur Natur – inspirierten auch kreative Trends in anderen Disziplinen. Dies spiegelt sich in der Verwendung natürlicher Materialien wie Tierhaut, unbehandeltem Holz und pflanzlichen Dekorationen wider. Architekturmodelle, etwa vom norwegischen Büro Jensen & Skodvin, das für seine landschaftsbezogenen Entwürfe bekannt ist, veranschaulichen die Parallelen. Zeitgenössische Kunstwerke, wie Olafur Eliassons Fotografien isländischer Landschaften oder Benjamin Alexander Husebys Stillleben, thematisieren die Beziehung zur Natur und kulturelle Definitionen von „heimisch“ und „fremd“. Diese werden historischen Landschaftsgemälden und botanischen Studien gegenübergestellt.

Ein besonderes Highlight ist ein eigens für die Ausstellung entworfener Pavillon im Außenbereich des Museums. Gestaltet vom Architekturbüro Dyvik Kahlen und den Landschaftsarchitekten SLA, soll dieser Pavillon mit offener Feuerstelle, Küche und Fermentierungskeller die Philosophie der Neuen Nordischen Küche erlebbar machen. Ein vielfältiges Programm mit Gastköchen, Workshops und gemeinsamen Kochaktionen lädt Besucher dazu ein, tiefer in die lokale Esskultur einzutauchen. Sogar geführte Sammeltouren in die Wälder um Oslo mit anschließender gemeinsamer Zubereitung der Ernte sind geplant.

Bielke&Yang, visual identity for Food Studio, 2012. Photo Andreas Kleiberg.
Bielke&Yang, visual identity for Food Studio, 2012. Photo Andreas Kleiberg.

„Die Neue Nordische Küche entstand nicht im luftleeren Raum, sondern ist vielleicht der deutlichste Ausdruck einer breiteren Sehnsucht nach Natur und Authentizität in unserer Zeit“, erklärt Martin Braathen, leitender Kurator am Nationalmuseum. „Die Bewegung hat mit ihrer Opposition zur industriellen Landwirtschaft und der Förderung kleiner, lokaler Produzenten großen Anklang gefunden.“ Diese Haltung, so Braathen, habe sich als Ethos und Ästhetik auf viele Bereiche übertragen.

Begleitend zur Ausstellung erscheint die Publikation „A New Nordic A to Z“. Eine weitere Version der Ausstellung wird ab November 2025 im National Nordic Museum in Seattle zu sehen sein.

Die Ausstellung „New Nordic. Cuisine, Aesthetics and Place“ läuft vom 23. Mai bis zum 14. September 2025 im Nationalmuseum in Oslo.

Anette Krogstad, Crockery for the restaurant Noma, Copenhagen. Credit: The National Museum of Art, Architecture and Design / Frode Larsen
Anette Krogstad, Crockery for the restaurant Noma, Copenhagen. Credit: The National Museum of Art, Architecture and Design / Frode Larsen

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