Der Diné-Künstler Eric-Paul Riege präsentiert ojo|-|ólǫ́, eine Ausstellung an zwei Standorten, koorganisiert von der Bell Gallery der Brown University und der Henry Art Gallery der University of Washington. Unter der kuratorischen Leitung von Thea Quiray Tagle und Nina Bozicnik vereint das Projekt Textil, Skulptur, Klang, Video und Performance, um die Wege nachzuzeichnen, auf denen indigentes Wissen zwischen Handelsposten, Markt und Museum zirkuliert.
Ausgehend von Rieges Ausbildung als Weber tritt die Ausstellung in einen direkten Dialog mit den Navajo-Beständen des Haffenreffer Museum of Anthropology (Brown) und des Burke Museum of Natural History and Culture (University of Washington). Indem neue Arbeiten den Sammlungen gegenübergestellt werden, reflektiert der Künstler, wie institutionelle Archive öffentliche Vorstellungen von „Authentizität“, Wert und Autor*innenschaft in der indigenen Kunst prägen.
Der skulpturale Teil stützt sich auf Rieges Studien zu Webmustern, Kämmen, Textilien, Schmuck und für den Tourismus gefertigten Puppen sowie zu Objekten, die christliche und katholische Bildwelten mit Diné-Symbolik verbinden. Anstatt Archivmodelle zu reproduzieren, setzen die neuen Werke auf gewollte Unregelmäßigkeiten und modulare Formen, die sich im Laufe der Zeit verändern können – kulturelle Kontinuität erscheint so als gelebte Praxis statt als festgeschriebenes Erbe.
Auch die Performance bleibt zentral. Riege überführt die Fragen der Skulpturen in ausgedehnte Soloaktionen, die verkörpertes Wissen und die Erfahrung des Machens in den Vordergrund rücken. Diese Eingriffe thematisieren die Sichtbarkeit indigener Künstler*innen im institutionellen Kontext und nutzen Strategien der Zurückhaltung und Opazität, um Selbstbestimmung zu wahren.
Die bi-küstige Struktur der Ausstellung verweist auf Geschichten von Zerstreuung und Verdrängung, die die Diné-Kulturproduktion und Verwandtschaftsbeziehungen geprägt haben, ebenso wie auf die Wege, über die Objekte und Vorfahren in museale Obhut gelangten. Vor diesem Hintergrund schlägt ojo|-|ólǫ́ forschungs- und ausstellungsethische Verfahren vor, die den Herkunftsgemeinschaften gegenüber rechenschaftspflichtig sind, und hinterfragt Annahmen, die der anthropologischen Sammelpraxis zugrunde liegen.
Eine von Luminosity Labs gestaltete Publikation begleitet das Projekt und bündelt Bildmaterial, Essays und Beiträge aus Rieges engstem Arbeitsumfeld. Die Präsentation in Brown wird unterstützt von The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, der Terra Foundation for American Art, Becky Gochman P’27 und David Gochman ’87 P’27. Die Bell Gallery befindet sich im List Art Building, 64 College Street, Providence; während laufender Ausstellungen gelten Öffnungszeiten von 11 bis 17 Uhr, mit verlängerten Öffnungen am Donnerstag und Freitag.
Zu sehen in der Bell Gallery: 3. September bis 7. Dezember 2025. In der Henry Art Gallery: 15. März bis 30. August 2026.