Eine bedeutende Retrospektive, die das Werk des Bildhauers Melvin Edwards würdigt, ist derzeit im Palais de Tokyo in Paris zu sehen. Die Ausstellung, Teil einer Carte Blanche, die der Kuratorin Naomi Beckwith erteilt wurde, beleuchtet die Karriere eines Künstlers, der als einflussreiche Figur der zeitgenössischen amerikanischen Kunst gilt.
Edwards ist für mehrere charakteristische Werkgruppen bekannt. Dazu gehören seine Lynch Fragments, eine Serie von wandmontierten Assemblagen aus geschweißten Industrieobjekten und Materialien, die er 1963 begann. Seine Praxis umfasst auch großformatige abstrakte Skulpturen und ortsspezifische Installationen, in denen er häufig Materialien wie Stacheldraht und Ketten verwendet. Entwickelt zur Zeit der Bürgerrechtsbewegung, untersucht sein Werk anhand dieser Materialien das kulturelle Gedächtnis und die sozioökonomische Geschichte Amerikas.
Die Ausstellung rahmt seine Skulpturen als „Portale, die die Vergangenheit und Gegenwart des Schwarzen Atlantiks verbinden“. Sein Schaffen setzt sich mit Linguistik, Architektur und einer anthropologischen Reflexion über die Eisenverarbeitung auseinander, die darauf abzielt, Afrikas Position in der Geschichte der industriellen Entwicklung aufzuwerten.
Edwards‘ Praxis ist tief von Poesie und Jazzmusik geprägt und spiegelt seine Beziehungen zu literarischen Persönlichkeiten wider, darunter die Zusammenarbeit mit der Dichterin Jayne Cortez und seine Begegnungen mit Léon-Gontran Damas und Edouard Glissant. Die Retrospektive rückt auch die kollaborative Dimension seiner grafischen Arbeiten sowie seine Beteiligung an der Gründung einer Druckwerkstatt in Dakar Ende der 1990er Jahre in den Fokus.
Gleichzeitig ist Edwards auch in der Gruppenausstellung ECHO DELAY REVERB: American Art, Francophone Thought vertreten, die ebenfalls im Palais de Tokyo stattfindet. Diese Schau untersucht die transatlantische Zirkulation von Formen und Ideen anhand der Werke von rund sechzig Künstlerinnen und Künstlern und zeigt Neuaufträge neben Arbeiten, die von den 1970er Jahren bis in die Gegenwart datieren.
Die Retrospektive wurde am 23. Oktober eröffnet und ist bis zum 15. Februar 2026 zu sehen. Die Ausstellung ECHO DELAY REVERB endet am selben Tag. Zum Begleitprogramm gehört ein Gespräch zwischen Melvin Edwards und der Ko-Kuratorin Amandine Nana am Samstag, den 25. Oktober, um 17:00 Uhr (MEZ). Diese Diskussion wird die transatlantische Reise und die Kollaborationen des Künstlers beleuchten. Eine vom Künstler geleitete „Aktivierung“ eines Kunstwerks ist für 16:30 Uhr (MEZ) vor dem Gespräch angesetzt. Die Veranstaltung findet in englischer Sprache im Raum 37 statt.


