Ein vergessenes Gemälde kehrt ans Licht
Venedig, Italien – Ein außergewöhnliches Kunstereignis zieht die Aufmerksamkeit von Kunsthistorikern und Liebhabern der Renaissance weltweit auf sich. Im Museo Correr in Venedig wurde ein lange in den Archiven verstaubtes Gemälde, das dem Ende des 15. Jahrhunderts zuzuordnen ist, wiederentdeckt. Nach einer intensiven und komplexen Restaurierung, finanziert durch die Fondazione G.E. Ghirardi Onlus, erhält das Werk nun eine neue öffentliche Würdigung und bietet die Chance für umfangreiche Studien und Vergleiche.
Die Ausstellung in Villa Contarini
Vom 10. Mai bis zum 27. Oktober 2024 wird das Werk, eine Madonna mit Kind, San Giovannino und sechs Heiligen, erstmals in der Villa Contarini – Fondazione G. E. Ghirardi in Piazzola sul Brenta ausgestellt, dem Geburtsort Andrea Mantegnas. Dieses geheimnisvolle Kunstwerk, durchdrungen vom Geist der großen italienischen Höfe der Renaissance, trägt deutlich die Handschrift des berühmten paduanischen Malers.
Ein Fund von unschätzbarem Wert
Die Wiederentdeckung dieses kleinen, aber wertvollen Gemäldes, das dringend restaurierungsbedürftig war, erfolgte in den Depots des Museo Correr. Trotz der durch Zeit und nachträgliche Übermalungen verursachten Schäden erkannte der Konservator des Museums die außerordentlich hohe Qualität der Malerei. Ein eingehendes Studium und die Anwendung fortschrittlichster Technologien führten schließlich zu einem äußerst sorgfältigen und langwierigen Restaurierungsprozess.
Eine technische und künstlerische Sensation
Besonders aufsehenerregend ist die Entdeckung, dass dieses Gemälde fast identisch mit einem Werk ist, das im Isabella Stewart Gardner Museum in Boston (USA) aufbewahrt wird und bisher Andrea Mantegna zugeschrieben wurde – trotz gewisser Zweifel an der Originalität seiner Signatur. Radiologische und reflektografische Untersuchungen haben eine überraschende Erklärung geliefert: Beide Gemälde scheinen auf Basis desselben Kartons entstanden zu sein, welcher für die Übertragung der Entwurfszeichnung auf die Malflächen diente.
Unvollendetes Mysterium
Ein weiterer faszinierender Befund ist die Feststellung, dass es sich bei dem venezianischen Gemälde um ein unvollendetes Werk handelt. Nach einem anscheinend langwierigen und mühsamen kreativen Prozess wurde das Werk aus unbekannten Gründen kurz vor seiner Fertigstellung aufgegeben.
Offene Fragen und Geheimnisse
Noch sind viele Fragen offen, etwa wer der Auftraggeber war – möglicherweise eine höchst angesehene Dame aus dem Hause Gonzaga – und warum ein solch außergewöhnliches Doppelgemälde in Auftrag gegeben wurde. Die Ausstellung und das begleitende didaktische Material, einschließlich Multimedia-Displays mit Touchscreen, bieten den Besuchern spannende Einblicke in die Ergebnisse der jüngsten Untersuchungen und Restaurierungen und laden ein, in die tiefen Bedeutungsschichten des Werks einzutauchen.