Aubrey Williams: Elementare Kraft in London

Eine Londoner Galerie ehrt den Meister der Abstraktion mit einer Ausstellung bedeutender Werke aus drei Jahrzehnten.
04.05.2025, 05:27
Aubrey Williams
Aubrey Williams. Quartet No 5, opus 92 (Shostakovich series), 1981. Oil on canvas, 132 x 208 cm. © Estate of Aubrey Williams. Courtesy the Estate of Aubrey Williams and October Gallery, London.

Die Londoner October Gallery widmet dem Künstler Aubrey Williams eine Einzelausstellung unter dem Titel „Elemental Force“. Gezeigt wird eine Auswahl signifikanter Gemälde aus den 1960er bis 1980er Jahren. Die Ausstellung gibt Einblick in Williams‘ malerische Techniken und seinen sehr individuellen Ansatz. Seine intensiven Arbeiten schöpfen aus einem breiten Spektrum von Einflüssen, darunter Künstler wie Arshile Gorky, ein Vorläufer des Abstrakten Expressionismus, und Wifredo Lam, der afrikanische Motive und afro-karibische Kultur aufgriff, sowie die abstrahierte, energiegeladene Aufregung der New York School.

Aubrey Williams
Aubrey Williams. Maya series Chac Mool II, 1968. Gouache on paper, 51 x 63.5 cm. © Estate of Aubrey Williams. Courtesy the Estate of Aubrey Williams and October Gallery, London.

Williams‘ Werk stellt jedoch eine einzigartig entwickelte Form der Abstraktion und einen kraftvollen Beitrag zur Nachkriegskunst dar. Seine Arbeiten zeigen ein intuitives Verständnis für die Möglichkeiten der Abstraktion und zeichnen sich durch einen völlig originellen Umgang mit Farbe aus. Die Bandbreite der Gemälde unterstreicht die Vielfalt von Williams‘ Interessen: Ökologie, Kosmologie, Musik und präkoloniale Zivilisationen. Werke wie „Sun and Earth“ von 1964 demonstrieren seine Fähigkeit, Form und Farbe zu einer leuchtenden Wirkung zu verschmelzen. Als Bewunderer der Musik von Dmitri Schostakowitsch prägte Williams den Begriff „Farbe fühlen“, um seine malerischen Interpretationen der Sinfonien und Quartette des russischen Komponisten zu beschreiben. Diese umfangreiche Serie ist mit mehreren Gemälden vertreten, darunter das selten gezeigte „Quartet No 5, opus 92 (Shostakovich series)“ von 1981. Naturphänomene stehen im Mittelpunkt des großformatigen Werks „Time and the Elements“ von 1985, in dem Williams‘ meisterhafter Umgang mit Farbe deutlich wird.

Der unverwechselbare Beitrag von Aubrey Williams zur britischen Kunst des 20. Jahrhunderts wird zunehmend durch seine Präsenz in bedeutenden internationalen Ausstellungen gewürdigt. Die Tate Britain widmete ihm 2023–2024 einen Raum in ihrer Neupräsentation britischer Kunst. Nach Ausstellungen in Polen und aktuell im Modern Art Museum in Fort Worth, Texas (zusammen mit Frank Bowling), festigt sich sein Ruf als Meister der Abstraktion. Im vergangenen Jahr erschien zudem die erste große Monografie über den Künstler. Williams spielte eine wesentliche Rolle in der kreativen Aufbruchsstimmung von Schriftstellern, Künstlern und Intellektuellen der Diaspora im London der 1950er und 1960er Jahre und war Gründungsmitglied des Caribbean Artists Movement (CAM), das 1966 ins Leben gerufen wurde.

Die Ausstellung „Aubrey Williams: Elemental Force“ läuft vom 22. Mai bis zum 26. Juli 2025 in der October Gallery in London. Begleitend findet am Donnerstag, den 29. Mai 2025, ein Künstlergespräch statt.

Aubrey Williams
Aubrey Williams. Towakaima I, 1965. Oil on canvas, 122 x 153 cm. © Estate of Aubrey Williams. Courtesy the Estate of Aubrey Williams and October Gallery, London.

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