L.A. Louver präsentiert Ausstellung mit Skulpturen und Gemälden von Richard Nonas | 29. Mai – 20. Juli 2024

Richard Nonas
Richard Nonas photographed in Paris, 1965. Harry Gruyeart/Magnum Photos
02/05/2024 15:53

Venice, Kalifornien – Die Galerie L.A. Louver hat das Vergnügen, eine Auswahl an Skulpturen und Gemälden von Richard Nonas (1936–2021) vorzustellen. Nonas, eine prägende Kraft im Bereich der zeitgenössischen Kunst, erweiterte das Erbe des Minimalismus in die Sphäre des Post-Minimalismus. Dabei setzte er sich auf komplexe Weise mit Material und Standort auseinander und zielte darauf ab, eine Beziehung zum Raum und zur umgebenden Umgebung zu hinterfragen und zu betrachten, anstatt eine Lösung vorzuschlagen. Die Ausstellung beleuchtet die Schlüsselthemen einer esoterischen Figur und veranschaulicht einen wichtigen kunsthistorischen Übergang.

Richard Nonas arbeitete nahezu zehn Jahre als Anthropologe, bevor er in seinen frühen Dreißigern eine künstlerische Laufbahn einschlug. Seine Feldforschungen, insbesondere die Zeit, die er in Mexiko mit der Erforschung des Volkes der Tohono O’odham (früher bekannt als Papago) verbrachte, hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf seine Arbeit. Nonas beobachtete, wie die Menschen eine Bedeutung aus ihrer erfahrungsbezogenen Beziehung zu Objekten – sei es natürlichen oder menschengemachten Ursprungs – innerhalb der Landschaft ableiteten. Diese Vorstellung, dass physische Objekte als bedeutungsvolle räumliche Marker dienen, wurde zum absoluten Grundstein seines Schaffens.

Die Skulpturen von Nonas bestehen aus gefundenen Materialien – Holz, Stein oder Metall, oft gezeichnet von Rost oder anderen Abnutzungserscheinungen – die die Spuren ihrer spezifischen Geschichte tragen. Diese ästhetischen Imperfektionen heben seine Arbeiten visuell von der bewussten „Einfachheit“ eines Künstlers wie Donald Judd ab und rücken ihn näher an Figuren wie Richard Serra. Ähnlich wie bei Serra waren auch für Nonas die Fragen der Standortspezifität von Bedeutung – die unerbittliche, dynamische Interaktion zwischen Objekt, Akteur und Ort. Nonas initiierte diese Interaktion durch seine Konstruktionen, die den umgebenden Raum mit potenzieller Energie aufladen. In vielerlei Hinsicht nutzte Nonas den Raum als aktives Material, das durch das Aufstellen physischer Objekte geformt und genutzt wurde. Bemerkenswerterweise bezog der Künstler in verschiedenen Kontexten die Materialien für seine Skulpturen aus der umgebenden Landschaft eines Ausstellungsraums und reinterpretierte die vorhandene Umgebung.

Trotz der Notwendigkeit einer Interaktion bleibt die Verbindung zwischen Betrachter, Skulptur und Umgebung von Nonas bewusst mehrdeutig. Die Mehrdeutigkeit, ermöglicht durch die geometrische Natur der Werke (ein visuelles Element, das wahrscheinlich durch die kulturellen Artefakte anthropologischer Studien beeinflusst wurde), lässt Raum für philosophische und emotionale Reflexionen über die tiefgreifende Realität, dass wir alle in einem Kontext und einer Geschichte existieren. Diese Werke sind keine Darstellungen der Vergangenheit oder Zukunft, sondern Provokationen, die unser Bewusstsein für die gegenwärtige Verkörperung schärfen.

Die mysteriösen und talismanischen Dimensionen von Nonas‘ Werk zeigen sich auch in den Gemälden auf Papier, die fast wie Silhouetten zu den skulpturalen Arrangements korrespondieren. Diese Gemälde, die in dieser Präsentation zum ersten Mal ausgestellt werden, fungieren als ikonische Beschreibungen von Nonas’ Skulpturen. Grafisch in einer hochpigmentierten Palette aus Rot, Schwarz und Weiß dargestellt, wird das Verhältnis von Figur und Grund absichtlich verwischt und betont somit die Gleichwertigkeit von Form oder Linie und dem umgebenden Raum bei der Schaffung einer Umgebung.

Richard Nonas wurde 1936 in New York geboren, wo er 2021 im Alter von 85 Jahren verstarb. Er studierte Literatur und soziale Anthropologie an der University of Michigan, dem Lafayette College, der Columbia University und der University of North Carolina. Nach seinem Studium arbeitete Nonas als Anthropologe, bevor er sich in den mittleren 1960er Jahren der Bildhauerei zuwandte. In den 1970er Jahren gehörte Nonas zu einer mutigen Gruppe von Künstlern und Kuratoren, die alternative Orte für ihre Ausstellungen suchten, und war unter anderem in der Eröffnungsausstellung im P.S.1 (jetzt MoMA PS1) im Jahr 1976 vertreten.

Seitdem wurden die Arbeiten von Richard Nonas umfangreich sowohl in den USA als auch international in Innen- und Außeninstallationen ausgestellt. Er war Gegenstand mehrerer Museums- und Institutionenausstellungen, zuletzt unter anderem im FiveMyles, Brooklyn (2020–21); im Musée Gassendi, Digne-les-Bains, Frankreich (2019); im MAMCO Genf, Schweiz (2019); im ‘T’ Space, Rhinebeck, New York (2018); im Art Institute of Chicago (2017); im MoMA PS1, New York (2016); im MASS MoCA, North Adams, Massachusetts (2016); und im Walker Art Museum, Minneapolis (2012).

Anlässlich dieser Ausstellung wird die erste umfassende Monografie über Richard Nonas, inklusive Texten von Dieter Schwarz, Jan Meissner, Fabien Faure und Richard Shiff, im L.A. Louver zum Kauf angeboten.

  Cover of Richard Nonas monograph.
Cover of Richard Nonas monograph.