Der Körper als Horizont: Hauser & Wirth Hongkong enthüllt «Aura Within»

20.06.2025, 08:31
Luis Chan
Luis Chan Untitled (Legend of Goddesses of the Sea)1968 Acrylic on paper Each: 50 x 76 cm / 19 5/8 x 29 7/8 in Overall: 100 x 152 cm / 39 3/8 x 59 7/8 in © Luis TrustCourtesy of Hanart TZ Gallery

Hauser & Wirth Hongkong präsentiert mit «Aura Within» eine Gruppenausstellung, die Positionen von Künstlern vereint, deren Schaffen tief in den kulturellen Narrativen Asiens und seiner Diaspora wurzelt. Die von der in Hongkong ansässigen Kuratorin und Wissenschaftlerin Anqi Li konzipierte Schau lädt das Publikum zu einer Neubesinnung auf den Körper als Nullpunkt unserer Gegenwart ein. Sie erforscht existentielle Fragen nach Identität, Wahrnehmung und dem komplexen Zusammenspiel von urbanem Raum und spiritueller Verortung.

Im Zentrum der Ausstellung stehen Künstler, die die physische Form und ihre Einschreibungen ergründen. Die in London lebende philippinische Künstlerin Nicole Coson gibt ihr Debüt in Hongkong mit zwei monumentalen Ölgemälden. Darin wird ihr eigener Körper zum Werkzeug, um die Spuren von Containertüren auf die Leinwand zu bannen – eine eindringliche Metapher für die Globalisierung und die Bande zwischen Hongkong und ihrer Heimat Manila. In ähnlicher Weise konfrontieren die «Trauma-Scapes» des Südkoreaners Haneyl Choi fragile organische Gebilde mit kalter Industriematerie und eröffnen so einen Dialog über Widerstreit, Gefangenschaft und Resilienz. Auch die Werke von Bharti Kher kreisen um die Frage der Identität. Sie nutzen das Bindi als wiederkehrendes Motiv, das eine Brücke zwischen der materiellen und der spirituellen Welt schlägt.

Haneyl Choi
Haneyl Choi Landscape of Abuse 2025 Plexiglass board, stainless steel pipe, expanded polystyrene, urethan resin, epoxy resin, silicon, putty, and bronze pipe 200 x 65 x 135 cm / 78 3/4 x 25 5/8 x 53 1/8 in © Haneyl Choi Courtesy the artist and P21 Gallery Photo: Sang-tae Kim

Andere künstlerische Positionen der Ausstellung richten den Blick nach innen und loten Zustände stiller Kontemplation aus. Ein neues Gemälde des in Berlin lebenden Künstlers Shota Nakamura, «Untitled (garden)» (2025), porträtiert Figuren in Momenten der Ruhe und Meditation und entfaltet eine Atmosphäre von tiefer emotionaler Resonanz und Einkehr. Dieses Echo der inneren Reflexion hallt auch im Werk des verstorbenen taiwanischen Künstlers Yeh Shih-Chiang wider. Sein während einer Zeit des ländlichen Rückzugs entstandenes Gemälde «Green Sea and White Sail Framed in a Window» (2007) zeigt das einsame Segel nicht als reines Landschaftselement, sondern als Spiegelbild des tief verankerten Selbst.

Die Metamorphose der Umgebung bildet ein weiteres zentrales Thema. Das Werk der chinesischen Künstlerin Peng Ke, «Begin Again» (2024), adelt unscheinbare städtische Fragmente – einen Baumstumpf, in Beton gefangene Blätter – und überführt sie in leuchtende Glasmalereien. Der verstorbene Hongkonger Künstler Luis Chan schöpfte Inspiration aus seinem Umfeld und ließ aus zufälligen Tuschspritzern fantastische Figuren erwachsen, die seinen Beobachtungen der Gesellschaft entsprangen. Einen schärferen, kritischen Blick wirft das Werk des verstorbenen japanischen Künstlers Tetsumi Kudo, dessen Dioramen in Käfigen zu prägnanten «pathologischen Allegorien» der modernen Zivilisation werden.

«Aura Within» wird in Zusammenarbeit mit den Galerien Clearing, Hanart TZ Gallery, Make Room, P21 und Silverlens präsentiert. Die Ausstellung ist Teil des umfassenderen Engagements von Hauser & Wirth, den Dialog innerhalb der Kunstgemeinschaften, in denen die Galerie tätig ist, zu fördern.

Die Ausstellung ist vom 10. Juli bis 30. August 2025 zu sehen. Die Vernissage findet am 10. Juli von 18:00 bis 20:00 Uhr statt. Davor gibt es von 17:00 bis 18:00 Uhr ein Gespräch mit den Künstlern Nicole Coson und Peng Ke, der Kuratorin Anqi Li und Tobias Berger. Führungen der Kuratorin sind für den 19. Juli und 23. August um 15:00 Uhr geplant.

Shota Nakamura
Shota Nakamura Untitled (garden) 2025 Oil on linen 110 x 95 cm / 43 1/4 x 37 3/8 in © Shota Nakamura Courtesy the artist and Clearing

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