Die KW Institute for Contemporary Art freuen sich, ihr Herbstprogramm 2023 zu präsentieren, das erneut das Selbst und dessen Darstellung erforscht. In ihrer ersten großen Retrospektive hinterfragt Coco Fusco jene institutionellen Infrastrukturen, die die Präsentation, Zirkulation und Wertschöpfung in der Kunst und der visuellen Kultur bedingen. Kameelah Janan Rasheed, Gewinnerin des Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung, schlägt mithilfe von Materialität und Lesbarkeit von Text eine Brücke zwischen Politik und Poesie. Die Ausstellung SKIN IN THE GAME präsentiert wegweisende Prototypen aus den persönlichen Archiven von Ruth Buchanan, Otobong Nkanga, Collier Schorr, Rosemarie Trockel, Joëlle Tuerlinckx und Andrea Zittel, die sich auf jenen anfänglichen Moment der beruflichen und existenziellen Emanzipation konzentrieren, als diese Künstlerinnen ihre Haut ins Spiel geworfen und sie sich ganz der Kunst verschrieben haben.

Coco Fusco Tomorrow, I Will Become an Island

14. September 2023 – 7. Januar 2024

Kurator*innen: Anna Gritz, Léon Kruijswijk

Assistenzkuratorin: Linda Franken

Coco Fusco
Coco Fusco – Photo Credit: Aurelio Fusco

Coco Fusco – Tomorrow, I Will Become an Island ist die erste große Retrospektive der kubanischamerikanischen Künstlerin Coco Fusco (*1960, US). Seit mehr als drei Jahrzehnten ist Fusco eine wichtige Stimme in Diskursen über Repräsentation, Feminismus, postkoloniale Theorie und Institutionskritik. Anhand einer breiten Auswahl von Videos, Fotografien, Texten, Installationen und Live-Performances aus den 1990er Jahren bis heute zeichnet die Ausstellung in den KW den bedeutenden Einfluss des Werks der Künstlerin auf den zeitgenössischen Kunstdiskurs in Deutschland und weltweit nach.

Mit ihrer Arbeit hinterfragt Fusco jene institutionellen Infrastrukturen, die die Präsentation, Zirkulation und Wertschöpfung in der Kunst und der visuellen Kultur im Allgemeinen bedingen. Darüber hinaus setzt sie sich mit den anhaltenden Auswirkungen kolonialer Macht und imperialer Kräfte auseinander, was diese Überblicksausstellung gerade auch vor dem Hintergrund aktueller politischer und kultureller Debatten in Deutschland höchst relevant macht. Die KW würdigen die Vielschichtigkeit und Multidisziplinarität von Fuscos schriftstellerischer, aktivistischer und performativer Arbeit mit einem abwechslungsreichen öffentlichen Programm. Gemeinsam mit dem ICI Berlin veranstalten sie eine Vortragsreihe. Darüber hinaus entwickelt Fusco im Auftrag der KW eine neue MultimediaPerformance, die Anfang Dezember 2023 in Zusammenarbeit mit den Sophiensaelen aufgeführt wird.

Coco Fusco
Coco Fusco, The Eternal Night, 2022. Produktions – Still: Courtesy die Künstlerin.
Coco Fusco
Coco Fusco, Message in a Bottle from María Elena (English Title), 2015. Video – Still: Courtesy die Künstlerin.

Parallel zu der Ausstellung in den KW erscheint im Verlag Thames & Hudson eine umfangreiche, gleichnamige Monografie zu Fuscos Werk mit Beiträgen von Julia Bryan-Wilson, Anna Gritz, Jill Lane, Antonio José Ponte und der Künstlerin selbst.

Die Ausstellung wird durch die Kulturstiftung des Bundes gefördert. Die Kulturstiftung des Bundes wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Medienpartner: ARTE

Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung 2022: Kameelah Janan Rasheed

in the coherence, we weep

14. September 2023 – 7. Januar 2024

Kuratorin: Sofie Krogh Christensen

Assistenzkuratorin: Linda Franken

Kameelah Janan Rasheed
Kameelah Janan Rasheed

Kameelah Janan Rasheed (*1985, US) hat im Jahr 2022 den Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung erhalten.

Die Arbeit Rasheeds setzt sich mit der Materialität und Lesbarkeit von Text, Schrift und Sprache und dem Potenzial intermedialer Übersetzungen auseinander. Rasheed sucht nach Methoden, die erlauben Bedeutungen neu zu fassen und geht der Frage nach, wie wir lesen und wie wir selbst gelesen und verstanden werden wollen. Dafür dekonstruieren und rekonstruieren sie die Bedeutung literarischer und wissenschaftlicher Texte, indem sie z.B. mit Faktoren wie Syntax und Interpunktion aber auch mit der Konnotation und Größe einzelner Wörter experimentieren. Durch das stete Überarbeiten von Text schlägt Rasheed eine Brücke zwischen Politik und Poesie, um der Sprache inhärente Komplexitäten und Bedeutungsverschiebungen zu erkunden und deren Möglichkeitsspielräume offenzulegen.

Die Präsentation von Rasheeds Werken in den KW ist die erste große institutionelle Einzelausstellung desder Künstlerin in Berlin. Sowohl die Ausstellung als auch die begleitende Publikation sind eng mit Rasheeds Methodik verwoben. In beiden wird der Raum als Index, die Praxis der Überarbeitung durch Anmerkungen sowie die damit verknüpfte Verwischung und Schichtung von Wissen und Lernen untersucht.

Kameelah Janan Rasheed
Kameelah Janan Rasheed, Angel, 2023, Archiv Inkjet – Print, 51,44 cm x 34,59 cm. Courtesy Rasheed und NOME Gallery.
Kameelah Janan Rasheed
Kameelah Janan Rasheed, Borges, Musa, and Khidr, 2019, Archiv Inkjet–Print,101 x 76 cm. Courtesy Rasheed und NOME Gallery

Der Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung ist aus dem Kunstpreis der Schering Stiftung hervorgegangen, der von 2005 bis 2018 alle zwei Jahre an internationale Künstler*innen vergeben wurde. 2019 wurde der Preis in Zusammenarbeit mit der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt neu konzipiert. Im Jahr 2022 wurde der Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung bereits zum siebten Mal in Kooperation mit den KW verliehen.

SKIN IN THE GAME

Ruth Buchanan, Otobong Nkanga, Collier Schorr, Rosemarie Trockel, Joëlle Tuerlinckx, Andrea Zittel

14 September 2023 – 7 January 2024

Kuratorin: Clémentine Deliss

Kuratorische Assistenz: Nikolas Brummer

Choreographie der Ausstellung: Joëlle Tuerlinckx und Clémentine Deliss

Metabolische Möbel: Diane Hillebrand

Programm Metabolic Museum-University: Christina Scheib

SKIN IN THE GAME, auf Deutsch übersetzt „Die Haut im Spiel“, präsentiert wegweisende Prototypen aus den persönlichen Archiven international bekannter Künstlerinnen – von den 1970er-Jahren bis in die Gegenwart. Zu sehen sind Malerei, Skulptur, Banner, Videoperformances, Fotografien, Collagen, Zeichnungen, Bücher und Konzeptnotizen. Die Arbeiten konzentrieren sich auf jenen anfänglichen Moment der beruflichen und existenziellen Emanzipation, als diese Künstlerinnen ihre Haut ins Spiel geworfen und sie sich ganz der Kunst verschrieben haben. Diese Prototypen können als generierende Organe eines fortlaufenden Werkkörpers verstanden werden, wie eine Reihe unvollendeter Untersuchungen, die im Laufe eines Lebens zu verschiedenen Zeitpunkten wiederkehren und weiter erforscht werden. Ruth Buchanan, Otobong Nkanga, Collier Schorr und Joëlle Tuerlinckx ergänzen für die Ausstellung ihre frühen Prototypen mit neuen Produktionen. In einer Choreografie, die in Zusammenarbeit mit Joëlle Tuerlinckx entworfen wurde, spielt sich die Installation in übrig gebliebenen Teilen der im dritten Stock der KW vorangegangenen Ausstellung ab. Sie richtet ihren Blick nicht nur auf den konstruktiven Dialog zwischen Künstler*innen und ihren Werken, sondern auch auf die Bedingungen der „nachbarschaftlichen Abneigung“.

Andrea Zittel
Andrea Zittel, Dokumentation von Bantam Breeding, 1992. Courtesy die Künstlerin und Sprüth Magers.
Ruth Buchanan
Ruth Buchanan, Dokumentation von Communication Device, 1999. Isoliermaterial aus Glasfaserund Wolle, Kattun, gebürstete Baumwolle, Guaze, Seidenband, Mylar, hand-undmaschinengenäht. Courtesy die Künstlerin.

Das Begleitprogramm NERVES, BREATH, MUSCLES, BLOOD setzt die Übungen und Methoden der Metabolic Museum-University (MM-U) um, die von Clémentine Deliss seit 2015 an verschiedenen Orten entwickelt wurde (The Metabolic Museum, Hatje Cantz/KW, 2020). MM-U ist eine kuratorische Plattform, die mit bestehenden Sammlungen als Prototypen für ergebnisoffene Untersuchungen und transdisziplinäre Übungen experimentiert. Das Programm findet sowohl innerhalb der Ausstellung als auch online über www.mm-u.online statt (Start im September). Die Publikation SKIN IN THE GAME. Conversations with Artists on Risk and Contention (Hatje Cantz/KW) wird im November 2023 erscheinen.

Otobong Nkanga
Otobong Nkanga, Fattening Room, Digitale Fotografie, 1999. Courtesy die Künstlerin und Lisson Gallery
Otobong Nkanga
Otobong Nkanga, Footpitch, 1999. Photography, 90 x 120 cm. Courtesy die Künstlerin.

Das Begleitprogramm NERVES, BREATH, MUSCLES, BLOOD setzt die Übungen und Methoden der Metabolic Museum-University (MM-U) um, die von Clémentine Deliss seit 2015 an verschiedenen Orten entwickelt wurde (The Metabolic Museum, Hatje Cantz/KW, 2020). MM-U ist eine kuratorische Plattform, die mit bestehenden Sammlungen als Prototypen für ergebnisoffene Untersuchungen und transdisziplinäre Übungen experimentiert. Das Programm findet sowohl innerhalb der Ausstellung als auch online über www.mm-u.online statt (Start im September). Die Publikation SKIN IN THE GAME. Conversations with Artists on Risk and Contention (Hatje Cantz/KW) wird im November 2023 erscheinen.

Joëlle Tuerlinckx
Joëlle Tuerlinckx, Gouache quatre point noir, 28,8 x 18,8 x 4,8cm, ca 1977. Courtesy Joëlle Tuerlinckx und Galerie Nagel Draxler. Foto: Simon Vogel.
Rosemarie Trockel
Rosemarie Trockel, Zoll, 1989. Courtesy die Künstlerin und Sprüth Magers.
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Nachrichten über Kunst, Ausstellungen, Museen und Künstler aus aller Welt. Ein internationaler Blick auf die Kunstwelt. Verantwortlich für den Bereich Kunst: Lisbeth Thalberg

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