Mit „Countdown“ startet auf Prime Video eine neue Action-Thriller-Serie, die eine hochriskante Geschichte rund um eine behördenübergreifende Spezialeinheit erzählt. Diese ambitionierte amerikanische Produktion unter der Leitung von „One Chicago“-Schöpfer Derek Haas stellt den erfahrenen Schauspieler Jensen Ackles in den Mittelpunkt eines gnadenlosen Wettlaufs gegen die Zeit.
Die Handlung etabliert von der ersten Minute an ein Gefühl greifbarer Dringlichkeit. Als ein Beamter des Heimatschutzministeriums am helllichten Tag in Los Angeles ermordet wird, wird eine geheime Taskforce ins Leben gerufen. Sie rekrutiert die besten verdeckten Ermittler und Detectives aus allen Bereichen der Strafverfolgung. Ihre anfängliche Mission, den Mörder zu fassen, entwickelt sich schnell zu einem Albtraum, als sie eine Verschwörung aufdecken, die weitaus finsterer und weitreichender ist, als sie es sich je hätten vorstellen können. Die Jagd wird zu einem verzweifelten Kampf, um Millionen von Menschen vor einem verheerenden Terroranschlag zu bewahren.

Die Taskforce: Eine neue narrative Architektur
Die erzählerische Struktur von „Countdown“ markiert einen bewussten Bruch für Schöpfer Derek Haas. Bekannt für das äußerst erfolgreiche „One Chicago“-Franchise, wendet er sich hier vom traditionellen, prozeduralen Format des „Falls der Woche“ ab. Stattdessen setzt „Countdown“ auf eine vollständig serielle Erzählweise über 13 Episoden, die sich auf eine einzige, die gesamte Staffel umspannende Ermittlung konzentriert. Diese Struktur, typisch für Premium-Streamingdienste, ermöglicht eine tiefere, nachhaltigere Entwicklung von Handlung und Charakteren und fördert das Eintauchen in die Geschichte anstelle von episodenhafter Auflösung.
Die Zusammenstellung des Teams
Die öffentliche Ermordung des Bundesagenten dient als Katalysator für die Gründung der Kerneinheit der Serie. Diese Taskforce ist als geheime Operation konzipiert und wird vom kampferprobten Veteranen Nathan Blythe, gespielt von Eric Dane, angeführt. Sein Team ist eine bunte Mischung aus brillanten Außenseitern – hocheffektive, aber unkonventionelle Agenten von Behörden wie dem LAPD, der DEA und dem FBI. Jensen Ackles beschreibt sie als eigensinnige Rebellen, die in dieser Gruppe endlich ein Gefühl der Zugehörigkeit finden.
Charaktere unter Hochspannung
Die Besetzung ist der wahre Motor der Serie. Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Perspektive von Mark Meachum (Jensen Ackles) erzählt, einem rebellischen LAPD-Detective, der dafür bekannt ist, Risiken einzugehen, die kein anderer wagt. Direkt aus einem außer Kontrolle geratenen Gefängnisaufstand, wo er verdeckt ermittelte, wird er ins kalte Wasser geworfen. An der Spitze der Einheit steht Nathan Blythe (Eric Dane), eine autoritäre Figur, die pragmatische Führung mit der Bereitschaft verbindet, Regeln zu brechen, um ihre Ziele zu erreichen.
Die Kerngruppe wird durch mehrere Schlüsselfiguren ergänzt. DEA-Agentin Amber Oliveras (Jessica Camacho) sorgt sofort für Reibung; ihr direkter Stil kollidiert von Anfang an mit dem von Meachum, während sie mit den psychologischen Folgen einer traumatischen verdeckten Operation kämpft. Zur Unterstützung gehören Meachums besonnenerer LAPD-Kollege Lucas Finau (Uli Latukefu), das technische Genie des Teams, Evan Shepherd (Violett Beane), und der rätselhafte FBI-Agent Keyonte Bell (Elliot Knight).
Teamdynamik und die Chemie vor der Kamera
Die Serie macht klugerweise nicht den Fehler, die Taskforce von Anfang an als perfekt funktionierende Einheit darzustellen. Die anfängliche Dynamik ist von Konflikten und Misstrauen geprägt. Die Entwicklung dieser zerrütteten Gruppe zu einer glaubwürdigen „Arbeitsfamilie“ ist eines der zentralen Themen der Staffel. Diese Transformation auf dem Bildschirm wird spürbar durch die echte Kameradschaft der Schauspieler hinter den Kulissen verstärkt. Sowohl der Schöpfer als auch die Darsteller haben diese starke Verbindung betont, eine Chemie, die sich ihrer Meinung nach direkt auf die Leinwand überträgt und zu einer der größten Stärken der Serie wird.
Ein moderner Tribut an die Klassiker des Actionkinos
Die kreative Philosophie hinter „Countdown“ ist eindeutig in einem bestimmten Genre des Actionfilms verwurzelt und verbindet gekonnt nostalgische Einflüsse mit den Erwartungen des modernen Publikums.
Der Geist der 80er Jahre
Die Serie zielt unverkennbar darauf ab, den Geist ikonischer Actionfilme der 1980er Jahre wie Stirb langsam und Lethal Weapon einzufangen. Dieser Einfluss spiegelt sich in der Mischung aus spektakulärer Action, schlagfertigen Dialogen und dem Thema unerschütterlicher Kameradschaft wider. „Countdown“ wählt einen abenteuerlicheren und weniger nihilistischen Ton als viele zeitgenössische Produktionen.
Im Schatten von ’24‘
Seit ihrer Ankündigung wird die Serie ständig mit dem bahnbrechenden Thriller 24 verglichen. Die Parallelen sind frappierend: eine Handlung in Quasi-Echtzeit, eine massive terroristische Bedrohung und die Bereitschaft, die Einsätze durch unvorhersehbare Tode zu erhöhen. Dieser Vergleich ist sowohl ein Marketinginstrument als auch eine gewaltige kreative Herausforderung.
Das Erbe von ‚Das A-Team‘
Im Gegensatz zum Einzelkämpfer-Modell von 24 erinnert die Serie auch an eine moderne Version von Das A-Team, allerdings ohne den überzeichneten Humor. Dieser Verweis unterstreicht die Bedeutung des Kollektivs. Die Handlung wird vom Team getragen, in dem jeder Spezialist zur Abwehr der Bedrohung beiträgt. Dieser chorische Ansatz ermöglicht eine ausgewogenere Verteilung der Bildschirmzeit und eine vielschichtigere Charakterentwicklung.
Das ‚One Chicago‘-Paradoxon
Eine Analyse des Erzähltempos offenbart eine faszinierende Spannung zwischen dem seriellen Anspruch und den prozeduralen Instinkten seines Schöpfers. Obwohl Haas das Streaming-Modell übernommen hat, tauchen gelegentlich erzählerische Gewohnheiten des traditionellen Fernsehens wieder auf, wie etwa schnell abgeschlossene Nebenhandlungen, was ein einzigartiges Hybridformat schafft.
Helden und ihre Dämonen
Jenseits der Haupthandlung widmet sich „Countdown“ intensiv den persönlichen Dämonen seiner Protagonisten. Diese inneren Konflikte verleihen der Geschichte eine willkommene Tiefe, auch wenn die Balance zur Action nicht immer perfekt gelingt. Zudem erschwert ein externer Faktor die Zukunft der Serie erheblich.
Die Last, die Meachum trägt
Die Figur des Mark Meachum wird von einem schweren Geheimnis geplagt: Er leidet an einer unheilbaren Krankheit im Endstadium. Diese Bürde motiviert sein risikoreiches Verhalten und seine Entscheidung, sich einer selbstmörderischen Einheit anzuschließen, anstatt seine letzten Tage in Frieden zu verbringen. Während diese Prämisse ein enormes dramatisches Potenzial bietet, nimmt sich die Serie, getrieben vom Tempo der Action, nicht immer die Zeit, es voll auszuschöpfen.
Das Vermächtnis von ‚Supernatural‘
Die Besetzung von Jensen Ackles ist ein Geniestreich, der von der immensen Popularität profitiert, die er in 15 Jahren bei Supernatural erlangt hat. Schauspieler und Serie spielen bewusst mit diesem Erbe; Ackles selbst betont, dass Fans in Meachum eine vertraute Figur wiedererkennen werden. Diese Strategie zielt darauf ab, eine solide Fanbasis anzuziehen. Doch die Abhängigkeit von einer bekannten Figur birgt das Risiko der Vorhersehbarkeit und erschwert es der Serie, eine völlig eigenständige Identität zu entwickeln.
Die Narben des Berufs
Auch die anderen Charaktere haben ihr Päckchen zu tragen. Der Handlungsbogen von Amber Oliveras ist besonders ergreifend, da sie mit einer posttraumatischen Belastungsstörung und einer während einer Mission entwickelten Sucht zu kämpfen hat. Andere Agenten scheinen ebenfalls vor einer düsteren Vergangenheit zu fliehen. Die Serie versucht, diese persönlichen Dramen in die Haupthandlung zu integrieren, doch die unerbittliche Kadenz der zentralen Verschwörung lässt sie manchmal unterentwickelt erscheinen.
Eric Dane: Ein sehr realer Wettlauf gegen die Zeit
Der entscheidendste Faktor für die Zukunft der Serie liegt außerhalb der Fiktion. Der Schauspieler Eric Dane, der als Anführer der Einheit eine zentrale Leistung erbringt, hat seine Diagnose Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) öffentlich gemacht. Dieser persönliche Kampf stellt eine ergreifende und unausweichliche Variable für die Langlebigkeit der Serie dar.
Fazit: Ist „Countdown“ ein gelungener Wurf?
„Countdown“ ist ein solider, gut produzierter und oft fesselnder Action-Thriller. Getragen von einer charismatischen Besetzung und einem tadellosen Jensen Ackles, löst die Serie ihr Versprechen von stilisierten, hochriskanten Actionsequenzen ein, die ihren filmischen Vorbildern Tribut zollen. Das Tempo ist hoch, die Handlung fesselnd und die Kameradschaft der Charaktere verleiht ihr eine echte Seele.
Gleichzeitig wird die Serie durch ihre Abhängigkeit von bekannten Archetypen und einer mitunter vorhersehbaren Erzählstruktur gebremst, die ihr fehlt, um wirklich innovativ zu sein. Sie kämpft darum, sich aus dem Schatten ihrer Vorbilder zu lösen, und die Handlung kann gelegentlich in eine gewisse Monotonie verfallen. Die persönlichen Dramen sind berührend, bekommen aber inmitten der treibenden Action nicht immer genug Raum zum Atmen.
Letztendlich ist „Countdown“ ein starker Neuzugang im Action-Genre, der Fans moderner Thriller im Retro-Stil begeistern wird. Seine Zukunft bleibt jedoch ungewiss. Der Erfolg seiner Mission auf dem Bildschirm wird davon abhängen, ob es ihm gelingt, seine kreativen Einflüsse zu überwinden, ein treues Publikum aufzubauen und die ergreifenden Umstände zu meistern, die einen seiner Hauptdarsteller umgeben.
Die ersten drei Episoden der Serie feierten am 25. Juni 2025 auf Prime Video Premiere.